Entschuldige bitte, dass ich dich unterbreche! Dein Tag hat auch nur 24 Stunden, dein Arbeitstag sollte nicht mehr als acht Stunden haben. Wie schaffst du das? Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Den normalen Arbeitstag gibt es nicht. Jeder Tag ist anders, schon durch den Beerdigungsdienst. Ich kann jederzeit, auch jetzt, während unseres Gesprächs, aus dem Pfarrbüro angerufen werden. Natürlich hat meine Arbeit auch eine feste Struktur. Termine an Kitas, Schulen, Altenheimen mache ich im Voraus. Aber auch hier gibt es immer wieder Veränderungen. Mal braucht mich die eine Einrichtung mehr, mal weniger. Eine wichtige Voraussetzung für meinen Beruf ist es, organisieren zu können, vor allem sich selbst. Als Gemeindereferentin habe ich große Freiräume. Es gibt niemanden, der hinter mir steht und mich anweist oder kontrolliert. Ich arbeite häufig allein, aber gleichzeitig bin ich ein Mitglied eines Pastoralteams. Das habe ich verinnerlicht, nur so funktioniert es. Wichtig für mich sind die wöchentlichen Dienstgespräche mit dem Pastoralteam. Hier tauschen wir uns gegenseitig aus und besprechen alle wichtigen Themen, die im Pastoralen Raum Gütersloh aktuell sind. Ich arbeite selbstständig, aber immer in Verbundenheit mit meinen Kolleginnen und Kollegen.
Die Frage, wie du das alles schaffst, hast du aber nicht beantwortet.
Ich liebe es einfach, für die Menschen da zu sein. Gemeindereferentin zu sein, ist meine Erfüllung. Meine Arbeit ist keine Belastung, auch nicht der Beerdigungsdienst. Ich habe mich in meiner Arbeit noch nie bedrückt gefühlt, wirklich niemals. Warum das so ist? Ich bin getragen von Gott und bekomme ganz viel Kraft aus meiner Arbeit heraus. Ich habe in meinem Berufsleben aber auch gelernt, auf meine Psychohygiene zu achten und für mich selbst zu sorgen. Meinen Ausgleich finde ich zum Beispiel beim Sport. Ich bin regelmäßig im Fitnessstudio, beim Krafttraining kann ich wunderbar abschalten. Auch Freunde und Bekannte sind mir wichtig. Sie geben mir neben meinem Glauben viel Halt und Geborgenheit. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, dann ist das immer eine schöne unbeschwerte Zeit: einfach zusammen sein und Zeit miteinander verbringen, gemeinsam etwas unternehmen und Freude am Leben haben. Mein Glauben und meine Lebensfreude begleiten mich seit meiner Kindheit und Jugend. Sonst wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Meine Bildungsbiografie ist nämlich etwas ungewöhnlich.