© Besim Mazhiqi | Erzbistum Paderborn
„Durch unsere Gäste kommt Christus immer wieder neu zu uns."

Ordenschrist: Gelingendes Leben in Armut, Gehorsam und eheloser Keuschheit

Ordenschristen sind Menschen, die ihre Gottsuche und Christusnachfolge mit Gleichgesinnten verwirklichen möchten. Dabei ist das Gemeinschaftsleben von einem Rhythmus geprägt, in dem sich Gebet, Arbeit und Ruhe abwechseln.

Ordensgemeinschaften sind vielfältig und können kontemplativ, sozial-caritativ oder missionarisch sein. Das Leben in Gemeinschaft fördert individuelles Wachstum und Reifung für ein gelingendes Leben mit den Evangelischen Räten – Armut, Gehorsam, ehelose Keuschheit.

Armut meint den Verzicht auf persönlichen Besitz sowie einen einfachen Lebensstil.
Gehorsam bedeutet, auf Gottes Wort und Willen zu hören und gemeinsam mit der Ordensleitung sein Leben darauf auszurichten und sich senden zu lassen.
Ehelose Keuschheit heißt, auf Ehe und Familie zu verzichten, sexuell enthaltsam und in der Achtung vor der Würde eines jeden Menschen zu leben.

Diese Evangelischen Räte dienen der Freiheit des Einzelnen für die Hingabe an Gott und die Menschen. Sie werden in einem Gelübde oder Versprechen nach einer Zeit des Einlebens und der Ausbildungsphase öffentlich bekundet. . In manchen Orden kommen noch Gelübde wie die „stabilitas loci“ hinzu. Damit ist die Entscheidung gemeint, in dem Kloster zu bleiben, in das man eingetreten ist. Beruflich können die Mitglieder entsprechend des Charismas ihres Ordens inner- und außerhalb der Gemeinschaft tätig sein, teilweise auch in ihren früheren Berufen.

Weitere Informationen zum Thema „Ordensleben“ gibt es hier:

Wege ins Kloster

Reiches und vielfältiges Ordensleben

Benediktiner, Franziskanerinnen, Missionare vom Kostbaren Blut, Schwestern der Christlichen Liebe, Karmelitinnen der hl. Theresia – im Erzbistum Paderborn gibt es ein reiches und vielfältiges Ordensleben. Sechs Frauenorden und 17 Frauenkongregationen, neun Männerorden sowie drei Säkularinstitute und zwei Gesellschaften des apostolischen Lebens sind auf dem Gebiet des Erzbistums ansässig, zum Teil mit mehreren Klöstern und anderen Einrichtungen. Hinzu kommen 14 Niederlassungen von Orden und Kongregationen der Weltkirche.

Eine Liste aller Orden im Erzbistum Paderborn finden Sie unter:
Institute des geweihten Lebens

 

„Durch unsere Gäste kommt Christus immer wieder neu zu uns"  Interview mit dem Benediktinermönch Bruder Vincent in der Abtei Königsmünster

Bruder Vincent, wobei stören wir dich gerade? Und sag jetzt bitte nicht „ora et labora“. Das wäre zu einfach!

Ihr stört nicht und seid willkommen! Gäste willkommen zu heißen, ist sogar der Schwerpunkt meiner Aufgaben in der Abtei. Zusammen mit einem Mitbruder bin ich für den Klausurgastbereich verantwortlich und kümmere mich um die Menschen, die oft für ein paar Tage oder eine Woche zu uns kommen. Wir haben in unserer Klausur mehrere Zimmer für männliche Gäste, die bei uns auf einem Flur mit den Mönchen wohnen können. Das ist eine Besonderheit unseres Klosters, denn die meisten anderen Abteien haben getrennte Gästehäuser. Zwar haben wir mit der „Oase“, einer Jugendbildungsstätte und dem „Haus der Stille“, das eher für Exerzitien, Kurse und persönliche Auszeiten konzipiert ist, auch zwei große Gästehäuser. Aber der Klausurgastbereich ist noch etwas näher dran an unserem Alltag im Kloster, an der Atmosphäre der Ruhe und Stille. Hier wird der Gast, genau wie wir Mönche, morgens von der Hausschelle geweckt und er hat das Mittag- und das Abendessen zusammen mit uns im Refektorium. Meine Aufgabe ist es dann ganz praktisch, die Zimmer für die Gäste vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Die Klausur ist für uns Mönche eine Art Schutzraum. Er bietet einen äußeren Raum der Stille und auch der Geborgenheit, der für unsere innere Gottsuche und unser geistliches Leben ganz wichtig ist. Viele Gäste mögen genau das und schätzen es, dass sie bei uns wirklich herunterfahren können. Allerdings kommen bei unseren Gästen in dieser Ruhe und der Zurückgezogenheit auch viele Ängste hoch. Wenn die äußere Ablenkung fehlt, lassen sich Sorgen und Probleme nicht mehr überspielen. Das merke ich als Klausurgastbruder häufig und deshalb ist es besonders wichtig, dafür ein gutes Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Den meisten Gästen sehe ich es dann morgens schon an, ob sie gut geschlafen haben oder ob sie etwas bedrückt.

Was machst du, wenn du spürst, dass es in einem Gast gärt und dass er Beistand braucht?

Das Naheliegende: Ich frage einfach nach und komme so ganz unkompliziert ins Gespräch. Manche Gäste möchten einfach ein paar Tage für sich sein. Andere kommen mit bestimmten Fragen, die sie für sich klären möchten. So bin ich als Gastbruder auch häufig Seelsorger. Und das macht mir besonders viel Freude. Natürlich freut es mich, wenn ich jemandem weiterhelfen kann, mit meinen Erfahrungen, die ich als Mönch in meiner eigenen Gottsuche und in meinem eigenen geistlichen Leben mache. Aber es ist auch für mich immer ein Geschenk, dass mir als Mönch und als Mensch so viel Vertrauen geschenkt wird und ich dadurch schon viele, wirklich intensive und geistliche Gespräche hatte. In der Benediktsregel heißt es, dass alle Gäste aufgenommen werden sollen wie Christus. Das finde ich wunderbar und versuche mir das auch immer wieder bewusst zu machen. Durch unsere Gäste kommt Christus immer wieder neu und mit jeweils ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten zu uns. Und so wichtig die Klausur für uns Mönche ist und ich ihre Geborgenheit auch sehr zu schätzen weiß, so freue ich mich auch sehr, dass ich als Klausurgastbruder immer den Kontakt zu den Menschen habe, die sich für ein paar Tage oder auch über mehrere Wochen bei uns zurückziehen.

Es gibt also auch die Möglichkeit, längere Zeit für eine Auszeit in euer Kloster zu gehen?

Die gibt es. Unsere Gäste können auch für zwei oder drei Monate mit uns leben und erfahren, wie sich „Kloster auf Zeit“ anfühlt. Ich habe das vor meinem Eintritt selbst gemacht. Da kann man dann auch bei der Arbeit mithelfen, etwa in einem der unterschiedlichen Werkstätten, und man ist auch bei dem Unterricht für die Postulanten und Novizen mit dabei. Bei „Kloster auf Zeit“ lernt man also wirklich intensiv unser Leben und auch unsere Gemeinschaft kennen. Zusammen mit anderen Brüdern bin ich auch für das Angebot „Kloster auf Zeit“ zuständig, was mir sehr viel Freude macht.

 

Sind damit alle deine Aufgaben im Kloster beschrieben?

Nicht ganz. Ich habe noch ein paar kleinere praktische Aufgaben im Kloster. Ich decke beispielsweise regelmäßig im Refektorium den Tisch für meine Brüder und die Gäste, bin immer wieder einmal auch an der Klosterpforte tätig und begleite unser tägliches Stundengebet und das Konventamt an der Orgel. Dadurch ist meine Arbeit abwechslungsreich und ich bin froh, dass ich hier etwas machen kann, das zu mir passt und mir viel Freude macht.

Was liebst du an deiner Berufung?

An meiner Berufung zum Mönchtum gefällt mir besonders, dass das Wesentliche, um das sich hier im Kloster alles dreht, in der Benediktsregel ganz einfach auf den Punkt gebracht ist: die Suche nach Gott. Das bedeutet für mich, dass es um ein lebenslanges Suchen geht. Mönch bin ich nicht, wenn ich ins Kloster eintrete und auch dann noch nicht, wenn ich in der Feierlichen Profess für mein ganzes Leben unsere Gelübde verspreche, also Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam. In meinem Glauben treten immer wieder Fragen und auch Zweifel auf. Deshalb bin ich froh und dankbar, dass das Leben im Kloster genau dafür den Raum schafft und offenhält, meinen Glauben an Gott zu entwickeln. Ich lebe in einer Gemeinschaft mit Brüdern, die von der gleichen Sehnsucht gepackt sind wie ich, mit denen ich offen und ehrlich über meine Fragen sprechen kann und mit denen ich mich gemeinsam im Stundengebet in der Sprache der Psalmen immer wieder an Gott wenden kann. Auf diese Weise kann ich Gott meine Sehnsucht, meine Fragen und letztlich mein ganzes Leben im Gebet anvertrauen. Bei der Profess singen wir den Psalmvers „Suscipe me“, „Nimm mich auf, Herr, und ich werde leben…“. Ich weiß, dass ich mein Leben jemand Anderem verdanke. Jemandem, der mich bedingungslos liebt und der mich gewollt hat. Auf diese Liebe mit meinem Leben zu antworten – das ist es, was ich hier als Mönch versuchen will und was ich an meiner Berufung liebe. Ich spüre einfach diese Sehnsucht in mir. Etwas, dass mich unruhig macht und das mich hierher geführt hat. Hier in der Abtei Königsmünster und in der Gemeinschaft meiner Brüder habe ich meinen Ort gefunden, an dem ich dieser Sehnsucht nach Gott auf die Spur kommen kann.

Weitere Einblicke in die Praxis

Willst du noch mehr über die Eindrücke und Tätigkeiten der Ordensleute erfahren? Dann schau dir gerne das Video „In 100 Sekunden Berufung – Ordensschwester M. Alexa Furmaniak“ oder die folgenden Beiträge an und lerne eine weitere Sicht auf den Beruf kennen. Spannende Einblicke aus der Praxis findest du auch jeder Zeit auf unserem Instagram-Kanal @gotteswerker. Schau doch mal vorbei!

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Ordensleben erleben

Vielfältige Möglichkeiten

Ebenso vielfältig wie das Ordensleben sind die Möglichkeiten, das Leben hinter Klostermauern kennenzulernen. Dies reicht von kurzen Auszeiten über mehrtägige und mehrwöchige Aufenthalte im Kloster bis hin zum Freiwilligen Ordensjahr.

Das Angebot der begleiteten Auszeit dient dazu, Abstand vom Alltag zu nehmen und Zeit für sich zu haben, um das eigene Leben zu reflektieren und neu zu ordnen. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, in Begleitgesprächen mit Ordensleuten Klärungen zu finden. In der Regel sind Tage der Stille verbunden mit der Teilnahme an Gebeten und Gottesdiensten, darüber hinaus können Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vielen Einrichtungen im Klostergarten und in Klosterwerkstätten mitarbeiten oder besondere Meditationsangebote und Einzelexerzitien in Anspruch nehmen.

Bei diesem Angebot haben Interessierte die Möglichkeit, für einen Zeitraum von mehreren Wochen bis mehreren Monaten vertieft in das klösterliche Leben einzutauchen. Manche Einrichtungen unterhalten dazu eigene Gästehäuser, in anderen Einrichtungen leben die Gäste gemeinsam mit Schwestern und Brüdern in deren Wohntrakt.

Weitere Informationen dazu findest du hier:„Atem holen“ – Kloster auf Zeit

Mit dem Freiwilligen Ordensjahrs haben die Ordensgemeinschaften in Deutschland ein Angebot für alle, die sich Zeit nehmen möchten, um jenseits des Alltags etwas Neues und Anderes zu erleben. Das Freiwillige Ordensjahr bietet die Möglichkeit, über einen Zeitraum von drei bis zwölf Monaten in eine Ordensgemeinschaft einzutauchen.

 

Mitleben: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilen den Alltag der Ordensschwestern oder Ordensbrüdern und leben mit ihnen gemeinsam an einem Ort, der durch den Glauben an Gott geprägt ist.

 

Mitbeten: Das Leben in der Ordensgemeinschaft erfährt durch die Gebetszeiten seine Struktur. Wer sich für ein freiwilliges Ordensjahr entscheidet, nimmt daher wie die Ordensschwestern oder Ordensbrüder an Gebeten und Gottesdiensten der Ordensgemeinschaft teil.

 

Mitarbeiten: Ob Landwirtschaft, Handwerk oder soziale Arbeit – Klöster sind nicht nur Orte der Stille, sondern auch Orte der Betriebsamkeit. Die Arbeit im Kloster wird jedoch auf eine gänzlich andere Weise verrichtet und hat auch eine andere Bedeutung als in der Wirtschaft. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben damit die Möglichkeit, neue Arbeitsgebiete kennenzulernen und neue Erfahrungen zu machen.

 

Mitlernen: Das freiwillige Ordensjahr dient dem gegenseitigen Lernen von Ordensgemeinschaft und den Teilnehmenden. Für persönliche Fragen steht eine Schwester oder ein Bruder als Lernpartnerin oder Lernpartner zur Verfügung.

Weitere Informationen findest du hier: Freiwilliges Ordensjahr

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Schwester Dr. Alexandra Völzke

Referentin Diözesanstelle Berufungspastoral
Telefon: 05258 988 655
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