© Ben White | unsplash

Apostolatshelferin

Der Name „Apostolatshelferin“ lässt vermuten, es handele sich bei dieser Berufung um eine bestimmte Aufgabe, die übernommen würde. In Wirklichkeit geht es aber um das Apostolat der Kirche allgemein. Zunächst einige Vorüberlegungen zu den  Begriffen Apostel und Apostolat:

Der Apostel ist der Gesandte, insbesondere der Gesandte Gottes. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn sandte, damit er die Welt rette (vgl. Joh 3,16f). Jesus Christus hat seine Sendung erweitert, indem er Jünger rief, damit sie bei ihm seien und er sie sende (vgl. Mk 3,13f). Diese Gesandten (Apostel) haben wiederum die Sendung weitergegeben. Und so geschieht es bis heute, dass die Sendung des Vaters über seinen Sohn und die Apostel durch das Weihesakrament von Bischof zu Bischof weitergegeben wird. Und auch heute gilt Jesu Zusage: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20b).

Der Inhalt der Sendung (das Apostolat) ist – ganz kurz mit Worten des Evangelisten Johannes ausgedrückt – die Liebe Gottes, das Leben in Fülle und die Freude (vgl. Joh 3,16f; 10,10; 15,11).

Durch die Taufe haben wir nicht nur Anteil erhalten an diesem Leben in Fülle, sondern dürfen und sollen auch anderen Menschen dazu verhelfen. Darüber hinaus können Bischöfe „von Gott erwählte Laien“ rufen, „sich voll dem apostolischen Wirken hinzugeben“ (vgl. Dogmatische Konstitution über die Kirche, Kapitel V, Artikel 41).

Nach dem Ersten Weltkrieg traten einige junge Frauen in Belgien mit dem Anliegen an ihren Bischof, Kardinal Mercier von Mecheln, heran, wie Ordenschristen ganz für Gott, aber zugleich bei den Menschen zu leben. Dieser ermutigte die Frauen, aus Liebe zu Gott und der Kirche dieser Berufung zu folgen und in ihrem jeweiligen Lebensbereich zu bleiben. Als Bischof wollte er jeder Einzelnen an seiner Sorge für das Heil der Menschen, ob kirchlich oder nicht, in dieser Weise Anteil geben. Heute gibt es ca. 3000 Apostolatshelferinnen in mehr als 300 Diözesen auf allen Kontinenten.

Im Erzbistum Paderborn machten die Bischöfe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs davon Gebrauch und riefen Frauen zu Apostolatshelferinnen. Durch den Ruf des Diözesanbischofs gehören sie mit allem, was sie sind und haben, ganz Gott. Das bedeutet, dass ihre Fähigkeiten, ihre Zeit, ihre materiellen und geistigen Güter dafür da sind, der Welt die Liebe Gottes mitzuteilen. Dies geschieht durch:

  • das Gebet
  • die Aufmerksamkeit für die Mitmenschen, für ihre Freuden und Sorgen, Nöte und Hoffnungen
  • den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden am Arbeitsplatz und anderswo
  • das Bemühen, im anderen das Gute zu entdecken und zu fördern
  • Begegnungen, die von Barmherzigkeit und Wohl-Wollen geprägt sind
  • gutes Zuhören
  • Hilfsbereitschaft
  • und vieles mehr, was uns das Evangelium entdecken lässt

Solch ein apostolisches Sein verwirklicht sich in den unterschiedlichsten Berufen, in allen Bereichen des Lebens wie Freizeit, Arbeit, Alter, Krankheit, Gesundheit, Nachbarschaft, beim Einkaufen usw.

Das wäre nicht möglich, wenn nicht Gott selbst sich in gewisser Weise an die Menschen bindet, die er ruft: Der Gerufene kann sich darauf verlassen, dass Gott durch ihn wirken will. Deshalb richtet er sich mit allen Sinnen und Kräften nach Gott aus. Für die Apostolatshelferin beinhaltet das u.a. die ehelose Keuschheit und ein Leben aus den Quellen der Schrift, der Eucharistie und der Anbetung.

Wer diesen Berufungs-Weg beginnen möchte, sollte zwischen 19 und 30 Jahren alt und in gesunder psychischer Verfassung sein. Zur Vorbereitung auf den Ruf des Bischofs und das ganze Leben begleitend gibt es eine „Ausbildung“ durch monatliche Einkehrtage, Exerzitien, Seminare, Glaubenskurse und persönliche Gespräche. Sie soll helfen, in der Verfügbarkeit gegenüber Gott, der Kirche und den Menschen wach zu bleiben.  Trotzdem wird die Apostolatshelferin immer wieder feststellen, dass sie hinter dem zurück bleibt, was sie leben möchte. Doch sie darf auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen, der nicht nur vergibt, sondern auch stärkt und führt.

Interview mit einer Apostolatshelferin

Erzählen Sie doch mal, wie Sie Ihre persönliche Berufung gefunden haben.

Die Frage nach einer Berufung hatte sich mir nie gestellt, d.h. ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass Gott mich rufen könnte. Aber ich wünschte mir, in der Freundschaft mit Gott zu wachsen. Als ich zu einem Glaubensseminar eingeladen wurde, war dann auch meine Frage: „Hilft dieses Seminar, tiefer in die Freundschaft mit Gott zu kommen?“ Da das bejaht wurde, nahm ich teil. Dabei wurde u.a. die Lebensform der Apostolatshelferin vorgestellt, was ich zwar interessant fand, was mich aber nicht persönlich berührte. Später wurde ich unruhig und habe mich gefragt, ob diese Lebensform auch für mich gemeint sein könnte.

Gab es Ermutigungen auf Ihrem Weg?

Eines Tages stellte sich mir die Frage, ob ich vor einer endgültigen Entscheidung nicht auch andere Berufungswege kennenlernen müsste. Da erhielt ich den Rat: „Leben Sie diese Berufung ganz. Und wenn Gott etwas anderes von Ihnen möchte, wird er es Ihnen zeigen.“ Das gab mir Gelassenheit und Sicherheit.

Wie wird man denn eine Apostolatshelferin?

Wenn eine junge Frau überzeugt ist, dass Gott sie auf diesen Weg ruft, lernt sie in einer längeren Vorbereitungszeit diese Berufung näher kennen. Festigt sich dabei die Überzeugung, dass dies der Weg ist, auf den Gott sie ruft, und ist der Bischof auch dieser Überzeugung, ruft er sie zur Apostolatshelferin. Durch den Ruf des Bischofs gehört sie mit allem, was sie ist und hat, ganz Gott, und sie richtet sich mit allen Sinnen und Kräften auf ihn aus. Daraus ergibt sich der Verzicht auf die Ehe bzw. eine Partnerschaft. Wie ein Verwalter die Güter seines Herrn in dessen Sinne einsetzt, so verwendet die Apostolatshelferin die ihr zur Verfügung stehenden geistigen und materiellen Gaben. Da der Bischof ganz in die Sendung Christi hineingenommen ist, kann er der Apostolatshelferin Anteil an seiner Sendung geben und sie bitten, eine konkrete Aufgabe zu übernehmen.

Gibt es eine Weiheliturgie oder ein Versprechen bzw. legen Sie Gelübde ab?

Der Ruf des Bischofs ist sehr schlicht und findet in einer Eucharistiefeier statt. Er bindet die Apostolatshelferin bzw. sie bindet sich in ihrem Gewissen. Er ist aber kein Gelübde, und es handelt sich nicht um eine eigene Weiheliturgie.

Sie leben für sich allein. Gibt es Verbindungen zu den anderen Apostolatshelferinnen?

Die Apostolatshelferinnen bilden keine eigene Gemeinschaft untereinander. Sie leben in den jeweiligen Bezügen ihres persönlichen, beruflichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Umfelds. Die Verbindungen zu anderen Apostolatshelferinnen ergeben sich wie bei anderen Laien auch je nach Situation, z.B. durch denselben Beruf oder Wohnort oder gemeinsame Bekannte. Auch durch die Ausbildung (Einkehrtage, Exerzitien, Kurse, Seminare, persönliche Gespräche) auf diözesaner und zum Teil auch auf internationaler Ebene besteht Kontakt und Austausch untereinander.

Was fasziniert Sie an Ihrer Berufung als Apostolatshelferin?

Dass Gott mich so ernst nimmt und durch meine kleinen Kräfte, ja auch durch meine Schwächen in dieser Welt wirkt.  Und dass er mich in seine Freundschaft hineinnimmt.

Weitere Informationen zum Thema Apostolatshelferin finden Sie auf der Website des Zentrums für Berufungspastoral.

Ansprechpartner

© Besim Mazhiqi | Erzbistum Paderborn

Diözesanstelle Berufungspastoral

Adresse: Leostraße 21 | 33098 Paderborn
berufungspastoral@erzbistum-paderborn.de
05251 206-5400
Instagram
Facebook