Zu Beginn möchten wir dir Marie gerne vorstellen. Marie ist 25 Jahre jung und hat von 2016 bis 2021 an der Universität Paderborn Gymnasiallehramt mit den Fächern Deutsch und Katholische Religionslehre studiert. Ihr Referendariat hat Marie in diesen Tagen abgeschlossen. Sie unterrichtet nun am Gymnasium St. Kaspar in Bad Driburg-Neuenheerse.
Was hat dich dazu bewegt, Katholische Religionslehre zu studieren und Religionslehrerin zu werden?
Irgendwie habe ich mich schon immer in meiner Gemeinde und in dem Pastoralverbund, in dem ich lebe und aufgewachsen bin, beheimatet gefühlt. In der kirchlichen Jugendarbeit, der MinistrantInnenarbeit und der Firmvorbereitung konnte ich schon früh mitwirken und merken, dass es einen Unterschied machen kann, wenn man selbst aktiv Kirche verändert. Religion gehörte schon zu Schulzeiten zu meinen Lieblingsfächern und als ich mich zunächst für das Lehramtsstudium im Allgemeinen entschieden hatte, fiel mir die finale Wahl auf das Fach Katholische Religionslehre nicht schwer.
Was machte dir besonders viel Freude an deinem Studium und insbesondere an dem Studienfach Katholische Religionslehre?
In der Universität fand ich es besonders gewinnbringend, in der Systematischen Theologie ausgebildet zu werden. Den Glauben „erklärt“ zu bekommen, sich selbst und individuelle Ansichten in Bezug auf Religion und Kirche zu hinterfragen, half mir, auch mich selbst in der Religion und im Glauben zu finden. Besonders viel Freude hatte ich immer an den zahlreichen Gesprächsrunden mit meinen KommilitonInnen, bei denen wir im wahrsten Sinne über Gott und die Welt gesprochen haben.
Sind dir auf deinem Weg zur Religionslehrerin bisher Herausforderungen begegnet?
Die Vorurteile, die viele – auch KollegInnen – bis heute über das Fach Religion haben, müssen meistens erstmal revidiert werden. Dann kommen nicht selten Äußerungen wie „Ach, bei euch geht es doch nur um die Bibel“ oder „Religion als Fach wirst du sicher nicht dein ganzes Berufsleben unterrichten“. Ich persönlich nehme diese Annahmen aber gerne als Ausgangspunkt, um meine Sicht der Dinge auf mein Fach zu erzählen: Wie wichtig eine religiöse Grundbildung der Heranwachsenden gerade in diesen Zeiten ist. Dass da mehr sein muss, als wir uns im Hier und Jetzt vorstellen können. Dass es Momente im Schulalltag braucht, in denen es eben nicht die eine Lösung auf eine Frage gibt und der Mensch mit allen elementaren Anfragen im Vordergrund steht.
Aber insgesamt bin ich bisher immer nur offenen Menschen begegnet, die zwar manchmal überrascht, aber nicht ablehnend in Bezug auf mein Fach auftraten.
An welchen Orten tankst du neue Kraft?
Ich liebe es, am Meer zu sein. Dort kann ich – gefühlt zumindest – am einfachsten nachdenken, mich ordnen und Kraft schöpfen. Und da das im Alltag nicht immer so oft möglich ist, reicht manchmal auch schon das Genießen des Ausblicks von meiner Küche ins Grüne mit einem Tee in der Hand aus. Und ein spiritueller Ort, an dem ich Kraft tanke, ist die Jugendkirche Hardehausen. Hierhin komme ich mit Firm- und Messdienergruppen und letztens auch erstmals mit meinem Oberstufenkurs, um auch ihnen diesen besonderen Ort unseres Erzbistums zu zeigen. Häufig aber auch alleine, um in der Kirche zur Ruhe zu kommen und trotz zahlreicher Besuche in den vergangenen Jahren immer wieder neue Perspektiven zu gewinnen.
Hoffnung geben mir die guten Nachrichten, die ich versuche zu fokussieren, und die vielen Geschichten über echte Solidarität, Gemeinschaft und Nächstenliebe in der Gesellschaft.
Was bedeutet Berufung für dich persönlich?
Berufung bedeutet für mich, in sich selbst hineinzuhören. Der Blick auf das, was das eigene Leben für mich bereithält. Ich persönlich merke immer dann meine eigene Berufung und meine Begabungen viel deutlicher, wenn ich mich so fühle, als sei ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dieser starke Antrieb, der mich motiviert, mein Bestes zu geben – auch dann, wenn es schwierig ist oder es Rückschläge gibt. Ein Zitat von Franz von Sales erinnert mich in herausfordernden Momenten und Phasen dann immer daran, dranzubleiben: „Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.“
Was möchtest du Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?
Es ist nie zu spät und bleibe dran. Es braucht manchmal Zeit, das genauer auszuloten, was man vielleicht zunächst nur ganz wenig spürt. Und dann muss man den Mut haben und sich trauen, auf dieses Bauchgefühl auch zu hören. Es kann nur gut werden!