Nach der Realschule, absolvierte Marie-Luice ihr Abitur in Berlin, um daraufhin Geowissenschaften in Hannover zu studieren. Während des Masterstudiums reiste sie zusammen mit ihrer Mutter nach Rom, wo der Glaube eine stärkere Bedeutung bekam, als sie zuvor dachte. Die zwei hatten, bis auf den Vorsatz, jede Kirche in Rom zu besuchen, keine Planungen für ihren Urlaub. Zu dieser Zeit studierte der Bruder von Marie-Luice Christliche Archäologie. Er weckte dadurch das Interesse von Mutter und Tochter an den alten Gebäuden. Marie-Luice war mehr als nur fasziniert von den Bauwerken – die Kirche und der Glaube fesselten sie während dieser Reise. Auf dem Heimweg im Nachtzug kam sie ihrer Berufung ein Stück näher. Für sie war klar, „Gott, wir probieren es nochmal“. Nach diesem Abenteuer in Rom war Marie-Luice, so sagt sie: „süchtig nach Kirche“. Diese Erfahrungen in Rom waren der Grund, warum sie ihre Konfession wechselte und im Jahr 2019 die Sakramente der Firmung und Kommunion empfing.
Das freiwillige Ordensjahr öffnete Marie-Luice die Türen
Als Vorbereitung für den Empfang der Sakramente befasste sich Marie-Luice sehr intensiv mit der Religion, indem sie einen Glaubenskurs bei den Jesuiten in Göttingen besuchte. Dieser öffnete ihr die Türen ins Kloster: Der Wochenendabstecher ins Ordensleben gefiel ihr so gut, dass ihre Begeisterung für ein freiwilliges Ordensjahr noch größer wurde. Dass ein freiwilliges Ordensjahr seit 2019 nun auch in Deutschland und nicht nur in Österreich möglich ist, freut Marie-Luice umso mehr. Ein erstes Schnupperwochenende zum freiwilligen Ordensjahres, welches durch Schwester Maria Stadler (Ordensgemeinschaft der Missionarinnen Christi) koordiniert wird, fand im Jahr 2020 glücklicherweise im Gästehaus, direkt neben dem Kloster der Franziskanerinnen in Salzkotten, statt. Marie-Luice fühlte sich bei den Franziskanerinnen von Anfang an so wohl, dass sie in Salzkotten bleiben wollte. Der Koordinatorin, Schwester Maria Stadler, war es allerdings wichtig, dass Marie-Luice vor ihrer endgültigen Entscheidung für einen Orden auch Einblicke in andere Klöster bekommt. Schwester Maria Stadler betont: „Der Stallgeruch muss stimmen“. So lebte sie jeweils für ein paar Tage in drei unterschiedlichen Ordensgemeinschaften, bevor sie sich festlegte, für das freiwillige Ordensjahr im Mutterhaus der Franziskanerinnen in Salzkotten zu bleiben. Marie-Luice war es wichtig, dass der Orden caritativ ausgerichtet ist. Aus diesem Grund unterstütze sie während des freiwilligen Ordensjahres im Altenheim des Klosters in der Alltagsbegleitung und machte dann in der ersten Zeit ihres Postulats eine Weiterbildung zur Alltagsbegleiterin.
Eine Ausbildung im Kloster
Seit Anfang 2021 ist Marie-Luice nun Postulantin und so, wie sie sagt „in der richtigen Ausbildung“. Auf das mindestens sechsmonatige Postulat folgt die Zeit als Novizin. Diese Zeit der Ausbildung ist vor allem dafür gedacht, sich mit der Geschichte des Ordens zu befassen, in das Leben einer Ordenschristin hineinzuwachsen und gemeinsam mit den Mitschwestern zu schauen, wo es für die Schwester hingehen kann. Sie betont, „dass sie jeden Tag stärker in das Ordensleben hineinwächst“. Die Postulantin sieht das freiwillige Ordensjahr insgesamt als eine große Chance, die Gesellschaft und das Ordensleben zusammen zu bringen. Daher möchte sie allen, die sich dazu berufen fühlen, empfehlen, diesen Weg zu gehen und ein freiwilliges Ordensjahr zu nutzen, um einen Einblick in das Leben im Kloster zu bekommen. Denn das Leben im Kloster ist viel bunter, als man von außen vielleicht denken mag. Marie-Luice fasst es letztlich so zusammen: „Wenn man etwas erleben will, geht man ins Kloster!“
Die Reaktion von Marie-Luices Familie
Abschließend erzählt uns Marie-Luice noch, dass ihre Familie auf ihre Entscheidung, im Kloster zu leben, differenziert reagiert hat. Auf der einen Seite ist es ihrem Vater total wichtig, dass sie den Weg geht, der sie zu einem erfüllten Leben führt. Auf der anderen Seite braucht ihre Mutter noch etwas Zeit, um die Entscheidung ihrer Tochter nachzuvollziehen. Die Postulantin betont aber, dass die Eltern immer gerne ins Kloster kommen und dass beide genau wie ihre Brüder ein großes Interesse für das Ordensleben zeigen. So schafft Marie-Luice es auch nach ihrem freiwilligen Ordensjahr, die Gesellschaft und das Ordensleben ein Stückchen näher zusammen zu bringen.
Wir bedanken uns bei Marie-Luice, dass sie uns ihre Geschichte und somit auch das Leben im Kloster, was laut Marie „stinknormal ist“ ein kleines bisschen näher gebracht hat.
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