Zu Beginn möchten wir dir Elisa Harbig vorstellen. Die MAZlerin ist 18 Jahre jung und kommt aus Bielefeld. Nach ihrem Abitur letztes Jahr ist sie für ein Auslandsjahr nach Malawi, ein relativ kleines Land in Südostafrika, geflogen. Dort arbeitet Elisa in einem kleinen Krankenhaus in einem Dorf namens Ludzi, das nah an der Grenze zu Sambia liegt.
Was waren die ersten Eindrücke von Malawi?
Am Tag, an dem ich mit meiner Mitfreiwilligen in Malawi angekommen bin, waren wir zwar alle übermüdet, ich kann mich aber noch gut daran erinnern, wie neu und anders alles aussah. Ich habe noch aus dem Auto einer Freundin von mir geschrieben: „Wir fahren schon zwei Stunden durch Malawi, sind immer noch nicht da und extrem müde. Aber die Landschaft ist so schön, es ist so anders als überall, wo ich jemals war. Überall laufen Hühner, Ziegen und Kühe frei herum, fast alle Leute sind zu Fuß unterwegs und überall, wo wir anhalten, werden wir noch im Auto von Verkäufer:innen angesprochen, ob wir Bananen, Eier oder etwas anders kaufen wollen.“ Das fasst meinen allerersten Eindruck gut zusammen.
In den folgenden Wochen, in denen wir noch mehr vom Land, von unserem Projekt und dem Dorf, in dem wir leben, gesehen haben, sind sehr viel mehr Eindrücke dazu gekommen. Die Landschaft war das, was mir als erstes besonders aufgefallen ist. Und da seit zwei Monaten Regenzeit ist, hat sich diese nochmal deutlich verändert. Anfangs hat man viele trockene Felder und kleine Wälder gesehen, inzwischen ist aber alles grün. Die Bäume blühen und die Felder sind voll bewachsen.
Durch Spaziergänge, Einkäufe auf dem Markt oder meine Tätigkeit im Krankenhaus habe ich mich natürlich auch mit Malawiern unterhalten und mir ist schnell aufgefallen, wie nett, gastfreundlich und hilfsbereit hier fast alle Menschen sind. Untereinander wird sich viel geholfen. Wenn meine Mitfreiwillige und ich mal Hilfe brauchen, werden wir unterstützt. Und auf der Straße begrüßen sich alle untereinander.
Da wir in unserem Dorf die einzigen weißen Personen sind und wir, wenn wir in die Hauptstadt fahren, selten andere Weiße sehen, fallen wir entsprechend auf. Da helle Haut (durch die Prägung durch Kolonialismus und die Sicht auf wirtschaftlich stärkere Länder, in denen vor allem weiße Personen leben) hier ein Schönheitsideal ist, werden wir häufig auf der Straße angesprochen oder Kinder laufen uns hinterher und freuen sich, uns zu sehen. Das war am Anfang und ist immer noch unfassbar befremdlich und fühlt sich nicht gut an, einfach durch die Hautfarbe, für die wir nichts können, so „beliebt“ zu sein.
Auch das Einkaufen ist sehr anders als in Deutschland, vor allem bei uns im Dorf. Es gibt einen kleinen Markt und dort einige „Stände“, die häufig nur eine Plastikplane auf dem Boden mit Obst und Gemüse sind. Mehl, Bohnen oder Zucker stehen meist in großen Säcken vor den Ständen und man kann ein paar Kilo davon abgefüllt bekommen. Wir bekommen fast alles, was wir zum Leben brauchen, in Ludzi. Wenn wir mal eine größere Auswahl an Gemüse oder Obst haben wollen, bekommt man diese in der nächstgelegenen Stadt.
Wo lebst und arbeitest du als MaZlerin in Malawi?
Ich lebe zusammen mit meiner Mitfreiwilligen in einem kleinen Haus, das auf dem Boardinggelände der Schule, in der sie arbeitet, steht. Wir haben einen kleinen Innenhof, auf dem wir viel Zeit verbringen Ansonsten haben wir eine Küche, in der es zum Glück einen Backofen und einen Elektroherd gibt. Wir haben zwar Leitungen und Wasserhähne, hatten aber in den ersten drei Monaten gar kein Wasser und im Moment sehr selten fließendes Wasser. Dafür haben wir hinter dem Haus eine Pumpe und im Innenhof ein großes Wasserfass. Auch der Strom ist nicht konstant. Vor allem wenn es stark regnet, haben wir selten Strom und müssen dann mit einer kleinen Feuerstelle kochen, worin wir inzwischen schon ganz gut geworden sind. In unserer Freizeit sind wir häufig bei den Mädchen vom Boarding draußen, die alle total lieb sind und sich immer freuen, uns zu sehen.
Ich arbeite in einem kleinen Krankenhaus, das direkt neben dem Boardinggelände liegt. Dort habe ich schon in verschiedenen Abteilungen gearbeitet, wie dem Labor, der Apotheke oder dem HIV- und AIDS-Teil des Krankenhauses. Am besten hat es mir in der „Maternity“ gefallen, der Geburts-Abteilung, in der schwangere Frauen vor der Geburt und Säuglinge nach der Geburt betreut werden, und im „Inpatient“, wo die Patient:innen stationär aufgenommen werden. Ich helfe bei der Medikamentengabe und -vorbereitung, nehme Vitalzeichen bei allen Patient:innen, bringe Proben ins Labor oder sehe bei Behandlungen zu.
Was erhoffst du dir von dem MaZ-Jahr?
Ich erhoffe mir, mich besser kennenzulernen. Ich brauchte nach zwölf Jahren Schule einfach eine Veränderung, ein anderes Umfeld, etwas anderes zu tun und Zeit für mich – und das habe ich auch schon alles gefunden. Ich habe durch den Wechsel meines persönlichen Umfeldes gemerkt, was mir im Leben wichtig ist – seien es materielle Dinge, Personen oder Sachen, wie z.B. Jemanden zum Reden oder Zeit für mich.
Außerdem habe ich mir überlegt, Medizin zu studieren und wollte davor die Praxis näher kennenlernen, um mir Sicherheit zu geben, dass Medizin das Richtige für mich ist. Ein weiterer Grund ist, dass ich die Welt, andere Kulturen und Länder kennenlernen möchte. Ich finde, dass es etwas anderes ist, ob man irgendwo Urlaub macht oder dort ein Jahr lebt. Die fünf Monate hier haben mich bis jetzt schon unfassbar viel gelehrt. Ich habe viele andere Perspektiven kennengelernt und mich selbst mit Vorurteilen konfrontiert, die ich hatte, bevor ich hierhergekommen bin, oder die andere Menschen in Deutschland hatten.
Sind dir auf dem Weg Herausforderungen begegnet?
Seit ich hier bin, aber auch schon vor der Abreise sind mir viele Herausforderungen begegnet. Noch in Deutschland ist mir der Abschied von einigen Personen schwer gefallen, z. B. von meinen Großeltern, da man bei alten Leuten nie weiß, was ein ganzes Jahr mit sich bringt. Nach fünf Monaten hier ohne meine Familie merke ich, dass ich das Heimweh unterschätzt habe. Ich wusste, dass ich Deutschland, meine Familie und Freunde vermissen werde, aber es ist und war an besonderen Tagen, die ich sonst mit meiner Familie verbracht habe (Weihnachten) deutlich mehr, als ich mir vorgestellt habe.
Die Sprachbarriere zwischen uns und den Menschen vor Ort ist täglich eine Herausforderung. Auch wenn Englisch die offizielle Amtssprache ist, sprechen viele Menschen nur Chichewa. Wir versuchen Chichewa zu lernen. Trotzdem ist es immer noch eine Barriere. Im Krankenhaus sprechen zum Glück fast alle Mitarbeitenden gutes Englisch und auch die meisten Kinder vom Boarding. Wenn wir auf dem Markt sind oder ich mit Patient:innen rede, kann das schon etwas komplizierter werden.
Im Krankenhaus viel Leid zu sehen, ist auch eine Herausforderung, und mit diesem Leid umzugehen. Dadurch, dass die meisten Krankheiten, wie Malaria und Typhus, bekannt und gut zu behandeln sind, werden viele wieder schnell gesund. Das ist ein sehr schönes Gefühl, wenn ein Kind, dem es noch vor Tagen total schlecht ging, wieder fit ist und vor dem Krankenhaus spielt. Auf der anderen Seite merke ich auch, dass viele Menschen in großer Armut leben. Eltern kommen mit ihren Kindern teilweise erst ins Krankenhaus, wenn es schon fast zu spät ist. Sie hoffen, dass es ohne Krankenhaus funktioniert, da sie sich den Aufenthalt oder eine Behandlung schlecht oder gar nicht leisten können. Wenn jemand in ein größeres Krankenhaus verlegt werden müsste, können häufig die Transportkosten nicht gedeckt werden und die Verlegung kann nicht stattfinden. Auch außerhalb des Krankenhauses wird oft die Armut sehr deutlich und es ist schwierig, damit umzugehen.
Was bedeutet Berufung für dich persönlich?
Für mich ist Berufung eine Beschäftigung – ob sie der Job ist, mit dem man Geld verdient oder nicht – die man gerne und Anderen zur Freude macht oder ihnen hilft. Ich finde es schön zu sehen, wie unterschiedlich Berufungen für Personen sein können. Aber es tut weh, dass einige Menschen nicht ihrer Berufung nachgehen können, weil sie durch finanzielle oder familiäre Aspekte anders gebunden sind und lebenslang etwas tun, was sie nicht erfüllt. Ich habe in Malawi festgestellt, dass viele Menschen hier nicht darüber nachdenken können, was sie machen wollen, was sie erfüllt, weil sie sich erstmal Gedanken darüber machen müssen, wie sie „über die Runden kommen“. Viele finden trotzdem ihre Berufung in ihrer Familie oder in einem anderen Job, den sie gerne machen. Mir ist mein Privileg klar geworden, dass ich hier sein kann und – zurück in Deutschland – mir aussuchen kann, was ich in meinem Leben machen möchte, und mir nicht Sorgen machen muss, ob ich genug Geld habe, um mir Lebensmittel zu leisten.
Und warum lohnt sich nun ein MaZ-Jahr?
Man lernt sich auf eine neue Weise kennen, lernt viel bei seiner Arbeit, sieht und lernt zudem ein ganz neues Land, neue Menschen und Kulturen kennen. Ich finde es sehr hilfreich, wenn man nach dem Abitur erstmal etwas anderes macht, bevor man mit Ausbildung oder Studium startet, weil man danach nur schwer die Zeit findet, die Welt zu sehen. Man ist noch jung und ungebunden, ohne Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz, sodass ein Auslandsjahr total gut reinpasst. Zusätzlich ist der finanzielle Aspekt zu bedenken, da die Kosten von der Regierung durch das „weltwärts“-Programm gedeckt werden und die Organisation für fast den gesamten Rest der Kosten aufkommt. So ist, wenn man sich kein „work and travel“-Jahr oder ein paar Monate Reisen leisten kann, ein MaZ-Jahr gut möglich.
Natürlich ist ein Auslandsjahr oder ein Freiwilligendienst nicht für alle etwas. Aber ich denke, dass es für viele eine super gute Option ist, mal etwas anderes zu sehen und kennenzulernen.
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