Zu Beginn möchten wir dir Mona Schomers vorstellen. Die Gemeindereferentin ist 42 Jahre alt und wohnt mit ihrem Mann und ihren drei quirligen Kindern in Unna Massen. Die drei halten Mona gut auf Trapp, genauso wie Monas Vater und seine Lebensgefährtin, die seit ca. einem Jahr in einem Seniorenzentrum in ihrer Nähe wohnen. Beruflich ist daneben eine halbe Stelle als Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Unna-Fröndenberg-Holzwickede drin. Monas lokaler Schwerpunkt liegt in Fröndenberg, wo sie mit tollen ehrenamtlichen Teams die Erstkommunionvorbereitung und z.B. die Fahrradkirche in Westick betreut, sowie verschiedene Feste im Kirchenjahr organisiert.
Was hat dich dazu bewegt, Angewandte Theologie zu studieren und Gemeindereferentin zu werden?
In meinem Abiturjahr war ich wahnsinnig unentschlossen und habe mich in alle möglichen Richtungen beworben, allerdings wenig überzeugt. Mein Herz schlug zu der Zeit stark für den Glauben, den ich sowohl in meiner eigenen katholischen Heimatgemeinde auslebte als auch in einer Freien Evangelischen Gemeinde, in der ich viele Freunde hatte. Die Entscheidung für das Studium der Religionspädagogik (heute Angewandte Theologie) ist dann erst nach meinem Abi gefallen. Ich war zum dritten Mal für eine Woche in Taizé, wo ich noch einmal mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und durchleuchtet habe. Verrückterweise habe ich dort auch gleich Menschen kennengelernt, die mir vom Studium in Paderborn und dem Berufsbild der Gemeindereferentin viel erzählen konnten. Taizé ist für mich sowieso ein wundervoller Ort, an dem ich Kraft schöpfen und mit Leichtigkeit Entscheidungen treffen kann.
Was macht dir besonders viel Freude an deiner Arbeit als Gemeindereferentin?
Ich liebe diesen Mix aus verschiedenen Personenkreisen und Situationen. Der Beruf wird nie langweilig, weil ich es mit verschiedenen Altersklassen zu tun habe, zwischen Großveranstaltungen und kleinen Gesprächskreisen jongliere und auch die Bürozeiten mit den Kollegen im Pfarrbüro genieße. Während in meinem privaten Freundeskreis Glaube und Kirche kaum eine Rolle spielen, ist gerade mein Job auch der Bereich, in dem ich meinen Glauben lebe. Viel Spaß macht mir das Singen, Beten und Lachen mit Kindern. Meine Arbeitsbereiche verändern sich aber auch und werden aufgrund des Priestermangels irgendwie „klerikaler“. Während ich in meinen ersten Berufsjahren nicht einmal ein liturgisches Gewand besaß, feiere ich heute immer öfter Gottesdienste mit Kommunionausteilung am Sonntag und habe gerade frisch den Kurs zum Begräbnisdienst abgeschlossen.
Sind dir auf deinem Weg zur Gemeindereferentin Herausforderungen begegnet?
Mein Studium und meine Ausbildung liefen ziemlich glatt. Besonders das Studium mit allem, was dazu gehört, habe ich wahnsinnig genossen und direkt noch ein Lehramts-Studium drangehängt, um Paderborn noch etwas länger genießen zu können. Die großen Herausforderungen kamen später mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Der hat mich umgehauen, erschüttert und beklemmt mich bis heute. Zwischendurch habe ich nach anderen Arbeitgebern die Augen offen gehalten, weil ich nicht wusste, wie lange ich den Spagat zwischen einer frohen, befreienden Botschaft auf der einen Seite und einer nur-sich-selbst-bewahrenden Institution auf der anderen Seite durchhalte. Mich erleichtert heute die Aufklärung der Situation, die aber viel zu langsam voran geht, sowie die neue Art unter katholischen Christen, endlich offen über alles zu sprechen. Ein Kloß im Hals bleibt jedoch.
An welchen Orten tankst du neue Kraft? Was gibt dir in der aktuellen Zeit Hoffnung?
Der Auftank-Ort Nummer 1 ist und bleibt für mich Taizé – dieser wundervolle klösterliche Jugendwallfahrtsort in Südfrankreich. Nirgendwo sonst fühle ich mich von einer christlichen Gemeinschaft, den vierstimmigen Gesängen und den einfachen Schrifttexten aus dem Evangelium so sehr getragen wie dort. Während ich das hier erzähle, fällt mir auf, dass ich schon viel zu lange nicht mehr dort war 😉 Hier vor Ort sind meine Auftankquellen eher Wellness-Tage mit meinen Freundinnen und kleine Gottesdienstgemeinschaften.
Was bedeutet Berufung für dich persönlich?
Ich bin überzeugt, dass Gott jeden von uns mit einmaligen Talenten und Fähigkeiten ausgestattet hat und es unsere Berufung ist, diese zu nutzen – egal ob beruflich oder im privaten Umfeld. Als größten und wichtigsten Auftrag für jeden Christen und auch mich selbst empfinde ich die Nächstenliebe. Früher waren mal diese Armbänder mit der Aufschrift „What would Jesus do?“ sehr verbreitet. Auch ohne Armband ist das für mich eine Art Lebens-Mantra geworden. Berufung heißt auch, immer wieder zu hinterfragen, ob das was ich tue, tatsächlich meinem Auftrag entspricht oder mittlerweile zu einer selbstgefälligen Routine geworden ist. Sie verändert sich. Momentan sehe ich meine Berufung vorrangig darin, mich um die Alten und Jungen in meiner Familie intensiv zu kümmern.
Was möchtest du Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?
Weil Berufung so bunt und vielfältig ist wie das Leben, kann ich jeder Person nur raten, auf ihr Herz zu hören und sich regelmäßig zu fragen „What would Jesus do?“. Möglichkeiten gibt es so viele, sowohl in der Pastoral als auch in ganz anderen Bereichen. Allen, die auf der Suche sind, wünsche ich viel Mut und Freude!
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