© Besim Mazhiqi | Erzbistum Paderborn
"Ich habe im Amt des Diakons meine Berufung gefunden."

Diakon: Diener und Helfer in vielen Aufgabenbereichen

Das Amt des Ständigen Diakons ist eine Form des christlichen Diakonenamtes. Es ist damit keine Vorstufe zum Priesteramt, sondern ein selbständiges Amt oder ein Dienst im geistlichen und caritativen Bereich. Darüber hinaus sind Ständige Diakone auch im Bereich der Sonderseelsorge eingesetzt. Die Eigenständigkeit des Diakonenamtes kommt in der Kirche gerade in jüngster Zeit verstärkt zur Geltung.

 

Das Wort „Diakon“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Diener oder Helfer. Ihren Dienst können Diakone auf ganz vielfältige Weise ausüben – je nach Möglichkeiten und Gegebenheiten innerhalb eines Pastoralteams.

Diakone helfen mit in der Seelsorge der Gemeinden, sie wenden sich denen zu, die am Rand der Gesellschaft leben, besuchen Alte, Kranke, Behinderte und Gefangene, begleiten Sterbende, kümmern sich um Geflüchtete, Aussiedler und Menschen in besonderen Lebenskrisen. Darüber hinaus predigen Diakone im Gottesdienst, führen Glaubensgespräche, leiten Bibelkreise und bereiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf den Empfang der Sakramente vor. Zuletzt assistieren Diakone dem Priester in der Heiligen Messe, spenden die Taufe, leiten kirchliche Begräbnisfeiern und assistieren bei der Spendung des Sakraments der Ehe, feiern Wortgottesdienste und Andachten, halten Segnungsfeiern und bringen Alten und Kranken die heilige Kommunion.

 

Im Erzbistum Paderborn üben Ständige Diakone ihren Dienst neben ihrem Zivilberuf aus. Die Ausbildung zum Ständigen Diakon erfolgt im Rahmen eines Diakonatskreises und erstreckt sich über fünf Jahre. Nach den ersten drei Jahren erfolgt die Weihe, die weiteren zwei Jahre wird der Diakon in seinen Dienst hineinbegleitet. Ziel der Ausbildung ist es, den Bewerber zu einer eigenen vertiefter Auseinandersetzung mit dem Diakonat anzuleiten, die ihn selbst in seinem Zivilberuf, in seiner Ehe und Familie, in seiner Gemeinde und in seiner individuellen Spiritualität bedenkt. Dazu tragen auch Austausch und wechselseitige Unterstützung im Diakonatskreis bei.

Interview mit dem Diakon mit Zivilberuf Björn Kölber

Was machst du als Diakon, was sind deine Aufgaben?

Das Amt des Diakons ist enorm vielfältig. Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit in der Gemeinde St. Martin in Bigge-Olsberg ist die Verkündigung. Ich predige nicht nur, ich spende das Taufsakrament, übernehme bei Traugottesdiensten die Eheassistenz, ich beerdige. Kurz gefasst, bin ich für die kirchliche Gemeinschaft da, von der Wiege bis zur Bahre. Besonders gut gefällt mir die kirchliche Jugendarbeit. Ich habe in meiner Jugend die Kirche als einen Raum der Entwicklung und Entfaltung gesehen und möchte das, was ich positiv erlebt habe, gern an junge Menschen weitergeben.

Du bist Diakon mit Zivilberuf, also ehrenamtlich tätig. Was machst du hauptberuflich?

Ich habe Theologie studiert, anfangs mit dem Berufsziel Priester. Im Konvikt habe ich aber festgestellt, dass ich mir ein Leben ohne Beziehung zu einer Frau nicht vorstellen kann. Darum arbeite ich heute im Josefsheim in Bigge als Seelsorger. Das ist eine wirklich großartige Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Dort betreue ich unsere Bewohnerinnen und Bewohner seelsorgerisch und stehe ihnen in Glaubens- und Lebensfragen bei. Darüber hinaus bin ich im Berufsbildungswerk unserer Einrichtung als Religionslehrer tätig.

Verzeih die vielleicht ketzerische Frage: Aber du bist von neun bis fünf seelsorgerisch tätig, und weil dir das nicht reicht, machst du in deiner Freizeit als Diakon weiter?

Wenn man mein Leben auf „untertags Seelsorger und abends Diakon“ verkürzt, sieht es schon sehr fromm aus. Es gibt aber auch andere Seiten an mir. Zum Beispiel die des Ehemanns. Meine Frau und ich führen eine moderne, gleichberechtigte Ehe. Das heißt: Wir teilen uns nicht nur Aufgaben, wir nehmen Anteil am Leben des Ehepartners. Meine Frau gibt mir sehr direkt Rückmeldung, wenn meine seelsorgerischen Tätigkeiten einen zu großen Raum einnehmen und mich zu vereinnahmen drohen. Meine Frau ist mir Stütze und Korrektiv. Zum Glück bin ich vom Typ her dem Leben sehr zugewandt. Wenn es meine Zeit zulässt, schmeiße ich mich in die Lederkombi und drehe ein paar Runden mit dem Motorrad.

Was fährst du?

Einen Sporttourer von BMW, also keine Rennsemmel, aber auch keinen Schleicher. Auf dem Motorrad bekomme ich den Kopf wieder frei. Das ist wichtig, weil ich sowohl im Hauptberuf als auch im Ehrenamt ständig mit den Sorgen und Nöten von Menschen zu tun habe, was psychisch ziemlich beanspruchend sein kann. Mit dem Motorrad mache ich auch bei spirituellen Ausfahrten mit. Biker sind ja nicht unbedingt als besonders kirchennahe Menschen bekannt, aber es ergeben sich dabei oft tolle Gespräche, sogenannte Benzin-Gespräche, aber auch Glaubensgespräche. Jetzt sieht das schon wieder sehr fromm aus, wenn ich sogar beim Motorradfahren meinen Glauben verkündige. Ich fühle mich aber angesprochen von der Reich-Gottes-Botschaft. Mein Wunsch ist es, die Idee des Evangeliums zu leben, ganz pragmatisch im Hier und Jetzt. Das lässt sich mit dem Amt des Diakons gut verbinden. Ein Diakon kommt in andere Bereiche und Lebensrealitäten als ein Priester. Ich habe im Amt des Diakons meine Berufung gefunden.

Wie wurdest du berufen?

Ich bin nicht vom Pferd gefallen wie Paulus, das einzelne und große Berufungserlebnis gab es bei mir nicht. Dafür spürte ich in meinem Leben immer schon eine Grundfaszination für den kirchlichen Dienst. In der Nachfolge Jesu zu stehen und die eigene Christus-Beziehung zu gestalten, sind für mich wunderbare Erfahrungen.

Vor einem Jahr kannte dich deine Gemeinde als engagiertes Gemeindemitglied. Dann wurdest du zum Diakon geweiht. Wie sehen dich die Mitglieder deiner Gemeinde als Diakon? Stehst du gar unter Beobachtung der Gemeinde?

Ob und wie mich meine Gemeinde akzeptiert, kann nur die Gemeinde beantworten. Beobachtet fühle ich mich jedenfalls nicht. Ich habe festgestellt, dass mein Amt als Diakon ein Türöffner ist. In der Jugendarbeit beispielsweise finde ich jetzt leichter Zugang zu jungen Menschen als vorher.

Wie hat dein engstes Umfeld auf die Weihe zum Diakon reagiert? Was meint deine Frau dazu?

Meine Frau war bei meiner Entscheidung beteiligt und hat mich durch die Ausbildung begleitet. Natürlich hat sich in meinem Leben einiges verändert. Das Umfeld hat teilweise eine andere Erwartungshaltung an mich und auch an meine Frau als die Frau des Diakons. Für uns ist es wichtig, dass wir diese Dinge gemeinsam sauber versprachlichen und offen miteinander diskutieren.

 

Du sprichst die Ausbildung zum Diakon an. Als studierter Theologe konntest du dir den Würzburger Fernkurs sparen, den deine Kollegen und Mitbrüder ohne deinen Hintergrund in der Ausbildung zum Diakon absolvieren müssen. Ist der Kurs schwer?

Der Fernkurs ist keine theologische Schmalspurausbildung, ganz im Gegenteil. Der Kurs hat es in sich und es ist nicht leicht, nach einem langen Arbeitstag noch den Studienbrief durchzuackern. Ich habe höchsten Respekt vor allen, die sich berufsbegleitend dieser Ausbildung stellen. Von anderen Teilnehmern weiß ich aber auch, dass sie den Kurs und die gesamte dreijährige Ausbildung zum Diakon als große Bereicherung ihres Lebens verstehen. Einer meiner Mitbrüder ist hauptberuflich im Management tätig und sieht Fragen der Unternehmensethik jetzt mit anderen Augen.

Weitere Einblicke in die Praxis

Willst du noch mehr über die Eindrücke und Tätigkeiten der Diakone erfahren? Dann schau dir gerne unsere Videos  „Filmporträt der Ständigen Diakone 2022“ oder „In 100 Sekunden Berufung – Ständiger Diakon“  an und lerne eine weitere Sicht auf den Beruf kennen. Spannende Einblicke aus der Praxis findest du auch jeder Zeit auf unserem Instagram-Kanal @gotteswerker. Schau doch mal vorbei!

Ablauf der berufsbegleitenden Ausbildung

Die berufsbegleitende Ausbildung zum Diakon im Erzbistum Paderborn gliedert sich in drei Teilbereiche und dauert in der Regel fünf Jahre. Davon entfällt ein Jahr auf die Teilnahme an einem Interessentenkreis. Anschließend folgt die dreijährige Ausbildung, die mit der Diakonenweihe abschließt. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitet und wirkt der Diakon im Pastoralen Raum und wird dabei im ersten Jahr durch Diensteinführungs-, Fortbildungs- und Unterstützungsangebote begleitet, die er im Verlauf seines Dienstes auch weiterhin in Anspruch nehmen kann.

Fünfjährige Ausbildung

Im Rahmen des Interessentenkreises, der sich über einen Zeitraum von einem Jahr erstreckt, haben interessierte Männer die Möglichkeit, herauszufinden, inwieweit sie über die notwendigen religiösen und menschlichen Kompetenzen für den Dienst als Diakon verfügen. Darüber hinaus dient diese Zeit dem Erwerb theologischer Kompetenzen durch die Absolvierung des Theologischen Grundkurses (Fernkurs an der Domschule Würzburg), sofern nicht bereits ein anderer, gleich- oder höherwertiger theologischer Abschluss erworben wurde.

Liegen alle Voraussetzungen und Kompetenzen für den künftigen Dienst als Diakon vor, schließt sich eine dreijährige Ausbildung an, die alle zwei Jahre vor den Sommerferien beginnt. Zur Erweiterung der theologischen Kompetenzen wird im ersten und zweiten Ausbildungsjahr der Aufbaukurs Theologie (ebenfalls Fernkurs an der Domschule Würzburg) absolviert, sofern nicht bereits ein anderweitiger theologischer Abschluss erworben wurde. Im dritten Ausbildungsjahr steht neben der liturgischen und geistlichen Ausbildung die Vorbereitung auf den Dienst im Pastoralen Raum im Vordergrund.

Den Höhepunkt der Ausbildung bildet die Diakonenweihe, die zumeist am Vortag des Christkönigsfestes im Hohen Dom zu Paderborn stattfindet.

Nach Empfang der Diakonenweihe arbeitet und wirkt der Diakon in einem Pastoralen Raum des Erzbistums Paderborn, in dem er seinen privaten Wohnsitz hat. Im ersten Jahr nach der Diakonenweihe wird der Diakon in seinem praktischen Tun durch vier Termine in seiner Diensteinführung begleitet.

Die Ausbildungskosten übernimmt das Erzbistum Paderborn. Die Kursgebühren in Höhe von 450 Euro sowie rund 50 Euro für Studienliteratur sowie Fahrtkosten für den Grundkurs Theologie an der Domschule Würzburg tragen die angehenden Diakone zunächst selbst, wobei das Erzbistum Paderborn die Kosten mit Aufnahme und Beginn der dreijährigen Ausbildung zurückerstattet.

Für den Dienst als Diakon mit Zivilberuf zahlt das Erzbistum Paderborn kein Entgelt, sondern eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 150,00 Euro.

Für die Ausbildung zum Ständigen Diakon können sich Männer bewerben, die

  • berufstätig sind, das Einverständnis ihrer Ehefrau und eine Empfehlung ihres Pfarrers haben,
  • folgende theologische Ausbildung als Magister theologiae, Angewandte Theologie (bisher: Religionspädagogik) (B. A.) oder Theologie (B. A. / M. A.) mitbringen oder bereit sind, über den Würzburger Fernkurs (Grundkurs und Aufbaukurs) die nötigen theologischen Voraussetzungen zu erwerben,
  • zur Weihe bei Verheirateten mindestens 35 Jahre oder bei Unverheirateten, die sich zur Ehelosigkeit verpflichten, mindestens 25 Jahre alt sind und zu Beginn der Ausbildung noch nicht älter als 55 Jahre alt sind,
  • ihr Leben in Ehe und Familie sowie ihre Berufstätigkeit mit einer nebenberuflichen Ausbildung und späteren Tätigkeit als Diakon mit Zivilberuf in Einklang bringen können,
  • im Glauben und kirchlichen Leben beheimatet sind, sich mit ihrem Glauben auseinandersetzen, ihn vertiefen und von ihrem Glauben öffentlich Zeugnis geben wollen.

Ständiges Diakonat im Hauptberuf

Pastor Andreas Kreutzmann und Stefan Nagels sind zu dem Thema Ständiges Diakonat im Hauptberuf gerne ansprechbar.

Kontakt

Pastor Andreas Kreutzmann

Stefan Nagels

Adresse: Leostraße 21 | 33098 Paderborn
berufungspastoral@erzbistum-paderborn.de
05251 206-5400
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