Eine alte Geschichte erzählt von einem Mann, der einen kleinen Baum zerstören wollte, weil er nicht groß genug war, um ihm in der Hitze des Tages Schatten zu spenden. Er legte einen schweren und dicken Stein an die Stelle des Stammes, an dem gerade die ersten kleine Äste bildeten, und sagte sich: „Jetzt werden keine Äste wachsen und der Baum wird eingehen.“
Sieben Jahre später kam der Mann wieder an die Stelle. Da stand der Baum. Er war hochgewachsen, hatte eine kräftige Baumkrone entwickelt und hing voller köstlicher Früchte.
Der Mann wunderte sich sehr und fragte den Baum, wie er sich so entwickeln konnte. Da antwortete der Baum: „Mein Freund, der Stein auf meinem Stamm hat bewirkt, dass ich mich tief in der Erde verwurzelt habe und dadurch alle Kraft hatte, auch in die Höhe zu wachsen und Früchte zu tragen – vielleicht sogar mehr Früchte als ohne den Stein.“
„Gott hat jeden Menschen ins Dasein geliebt.“ (Hl. Augustinus)
In diese Liebe hinein kann ich mich immer tiefer verwurzeln, Halt und Nahrung finden für mein Leben, wachsen und gute Früchte tragen.
Wie wäre es, wenn ich mich darauf ganz einlassen würde – nicht, weil da irgendein Stein auf mir liegt, sondern weil die Liebe Gottes mich dazu drängt?!
Sr. M. Ulrike Brand C.B.M.V.,
Augustiner Chorfrau und Lehrerin am Gymnasium St. Michael, Paderborn