Lieber Johannes, stell dich zu Beginn gerne vor:
Ich bin Johannes Schäfers, 43 Jahre alt. In den vergangenen Jahren war ich als Gemeindereferent, als Referent in der Berufungspastoral sowie etwa zweieinhalb Jahre als Ausbildungsleiter für die pastoralen Laienberufe tätig. Seit dem 1. November bin ich Leiter der Diözesanstelle Berufungspastoral im Erzbistum Paderborn.
Was hat dich dazu bewegt, heute dieses Interview zu geben?
Tatsächlich ist es ein wenig ungewöhnlich – normalerweise suchen wir GesprächspartnerInnen außerhalb unseres Teams. Aber bei der heutigen Gebetsintention „Für alle, die ihre Berufung zu einem Beruf in der Kirche führt“ habe ich gemerkt, dass ich selbst etwas dazu sagen kann.
In meinen 13 Jahren im Team der Diözesanstelle durfte ich viele Menschen begleiten, die suchten, die sich im Glauben orientieren wollten und die sich fragten: Wie möchte ich leben? Wie möchte ich mein Christsein leben? Und könnte das vielleicht sogar zu einem Beruf in der Kirche führen?
Gerade in den letzten Jahren begegne ich immer wieder Menschen, Mitte 30, die nach einem „Mehr“ in ihrem Leben fragen – und dieses „Mehr“ so stark spüren, dass sie es sogar zu ihrem Beruf beim Arbeitgeber Kirche machen.
Was war das Besondere an deinem Weg?
Zunächst war mein Weg gar nicht besonders. Ich bin in einem ostwestfälischen Dorf auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen. Nach einigen prägenden Erfahrungen – unter anderem einem Freiwilligendienst in Paraguay und einer für mich bedeutsamen Zeit auf dem Jakobsweg – wurde mir klar, dass ich meinem Glauben mehr Raum geben wollte – und ich bin diesem Impuls gefolgt. Ich habe Religionspädagogik studiert und bin Gemeindereferent geworden.
Was mich später jedoch immer wieder überrascht hat: Ich war oft der Erste. Der erste Laie im Team der Berufungspastoral. Der erste Laie als Sprecher der Berufungspastoral in der nordwestdeutschen Region. Der erste Nicht-Bischof als Vorsitzender des Beirats Berufungspastoral der Bischofskonferenz. Der erste Laie als Leiter der Diözesanstelle Berufungspastoral in Paderborn. Und nun gehöre ich auch zum ersten Leitungstrio des Leocampus.
Vorbilder zu haben und zugleich den eigenen Weg zu gehen – das gehört zu meinem Leben dazu.
An welchen Orten und wie tankst du neue Kraft?
Es gibt nicht nur die berufliche Person „Johannes Schäfers“ – und das tut mir gut. Ich bin Ehemann und Vater von drei Töchtern. Ich mache viel Musik und dirigiere ein Blasorchester. Gleichzeitig gehe gerne lange alleine spazieren oder versinke in der Musik, wenn ich auf der Konzertgitarre spiele. Ich freue mich bei „Kirche kunterbunt“ in einer großen Gruppe Liturgie zu feiern – bin aber auch ganz wach, wenn ich alleine die Komplet bete.
Die Pendelbewegung zwischen Trubel und Ruhe ist bei mir groß – und genau das schenkt mir Kraft.
Was bedeutet Berufung für dich persönlich?
Für mich ist Berufung eine Frage der Passung, der Kongruenz: Du lebst in deiner Berufung, wenn beides zusammenkommt – deine Fähigkeiten, Bedürfnisse und Hoffnungen und das, wozu Gott und die Welt dich brauchen. Dann bist du in deiner Berufung.
Was möchtest du Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?
Vertrau auf den, der ruft – auch wenn noch nicht klar ist, wie und wohin der Weg führt.
Und: Nimm gerne Kontakt zur Berufungspastoral auf. Wir begleiten dich auf diesem Weg.
Lieber Johannes, vielen Dank für das Gespräch, und alles Gute dir!