31.07.2025
monatliche Gebetstage um geistliche Berufungen

Im Gespräch mit Pater Klaus-Ludger Söbbeler OSB

Der heutige monatliche Gebetstag um geistliche Berufungen trägt die Intention „Für alle junge Menschen in den Priesterseminaren und Noviziaten“. Diesen Tag haben wir zum Anlass genommen, um mit Pater Klaus-Ludger Söbbeler OSB aus der Benediktinerabtei Königsmünster, Meschede, zu sprechen.

Geboren im Sommer 1959 in Büren. Groß geworden bin ich im Sauerland, seit 1973 wohnte unsere Familie in Meschede. Das Benediktinergymnasium war schnell nicht nur Schule, sondern auch Lebensraum: Der Freundeskreis bestand weitgehend aus Mitschülern, die Oberstufenzeit fiel zusammen mit der Phase, in der die Jugendarbeit der Abtei begann: Wanderwochen, Pfingst- und Silvestertreffen zogen viele aus unserer Schule an und boten uns Möglichkeiten mitzumachen und mitzugestalten. Nach dem Abitur zog es mich zunächst von Meschede weg, um in Bonn Germanistik und Theologie fürs Lehramt zu studieren. Aus dem Abstand heraus zeigte sich, wie sehr mich das Mönchtum faszinierte – so sehr, dass ich merkte: Ich muss das zumindest ausprobieren. Deshalb im Herbst 1979 Eintritt ins Noviziat der Abtei Königsmünster, danach Fortsetzung und Abschluss des Studiums in Münster, nach einer Zwischenstation in der Abtei 1985 die Feierliche Profess und danach das Referendariat in Duisburg. 1988 bis zu meiner Pensionierung 2024 wurde unsere Schule mein Hauptarbeitsplatz: als Deutsch- und Religionslehrer, zeitweise in der Schulleitung, als Schulseelsorger. In diesem seelsorgerlichen Zusammenhang habe ich 1993 gern der Bitte meines Abtes entsprochen, mich zum Priester weihen zu lassen. Mit den Jahren wurden mir innerhalb des Klosters verschiedene Aufgaben übertragen, vor allem in der Begleitung und Ausbildung der jungen Mitbrüder. Zurzeit bin ich Novizenmeister und Prior (Stellvertreter des Abtes).

 

Pater Klaus-Ludger, was hat Sie dazu bewegt, Ordensmann und Benediktiner zu werden?

In Sachen Glaube und Kirche war es für mich ein Riesenglücksfall, dass es Königsmünster gab. In dem Augenblick, als ich mit 14, 15 Jahren mit dem damaligen konventionellen Kirchenbetrieb nichts mehr anfangen konnte und im Begriff war, zusammen mit dem Kinderglauben das Thema Religion ein für alle Mal hinter mir zu lassen, traf ich auf dem Klosterberg in Meschede Menschen, die mir anderes vermittelten. Christentum hat viel weitere und lohnendere Dimensionen als streng diszipliniertes Gottesdienstverhalten und irrational wirkende religiöse Floskeln, die man gegen besseres Wissen für wahr zu halten hatte. Ich entdeckte, dass Christsein eine faszinierende und lohnende Lebensausrichtung ist.

Als sich während der ersten Studiensemester die Frage nach den weiteren Lebensschritten immer deutlicher meldete, war mir klar, dass das Mönchtum für mich eine sehr ernsthafte Option war: Ein Leben in der Spannung zwischen einer anspruchsvollen geistlichen Lebensgestalt mit regelmäßigem Gebet und Stille auf der einen Seite und auf der anderen Seite mit Arbeitsfeldern, die meinen Begabungen und meiner Bereitschaft, mitzugestalten und mitzuverantworten entsprachen. In der Abtei Königsmünster ahnte ich diese Möglichkeit, habe es im Noviziat ausprobiert und bin dankbar, dass sich meine damalige Entscheidung bis heute als stimmig erweist.

 

Was war das Besondere und Prägende an Ihrem Weg?

Von dem Vielen, das mich von Anfang an anzog, hat sich vor allem eins bis heute durchgehalten: Die Benediktsregel versucht, Polaritäten in einen Zusammenhang und eine Balance zu bringen: Beten und Arbeiten, Alleinsein und Gemeinschaft, Leib und Seele, Himmel und Erde, Göttliches und Menschliches. Diese Balance als meine Lebensaufgabe zu nehmen, fasziniert mich bis heute und bringt mich fast täglich in Situationen, die mich fordern und lebendig halten.

 

Sind Ihnen auf Ihrem Weg auch Herausforderungen begegnet?

Auch wenn mein Lebenslauf äußerlich ziemlich gradlinig wirkt, gab es sehr mühsame Strecken und Brüche: An einigen Stellen kamen Aufgaben auf mich zu, die ich mir aus eigenem Antrieb nie gesucht hätte und die mich schlicht überforderten. So gab es Phasen, in denen ich so brutal an meine eigenen Grenzen stieß, dass Körper und Seele „in den Streik traten“ und ich durch Krankheit gezwungen war, das für meine Leben passende Maß zu finden und mich darin einzufinden. Im Rückblick sehe ich gerade in diesen mühsamen Phasen besondere Kostbarkeiten meines Lebens.

 

Deshalb ist mir auf diesen Wegstrecken eine Art „Lebensmotto“ zugewachsen: „Wir tragen einen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.“  (2. Kor. 4,7). Das bedeutet: Wo „Zerbrechlichkeit“ ist – in mir selbst und bei anderen – lohnt es sich so lange nach dem „göttlichen Schatz“ suchen, bis er gefunden ist.

 

Was brauchen junge Menschen, die heute eine geistliche Berufung leben möchten, ganz besonders?

Junge Menschen, in denen sich die Frage nach einer geistlichen Berufung meldet, brauchen vor allem Mit-Menschen, die sie ermutigen, ihre Suche anzugehen und dabei zu bleiben, also Menschen, die Nähe schenken können, ohne Druck auszuüben oder vereinnahmend zu wirken.

 

An welchen Orten und wie tanken Sie neue Kraft und Zuversicht?

Im Alltag ist da für mich unser regelmäßiges Stundengebet zentral: Es hilft mir Dinge, Menschen und mich selbst immer wieder „in Ordnung“ zu bringen, d.h. in die Beziehung zu Gott, in dem wir „leben, uns bewegen und sind“ (vgl. Apg 17,28).

Außerdem brauche ich hin und wieder eine Dosis „Natur“ und „Kultur“, vor allem Literatur und bildende Kunst. Und nicht zu vergessen: Das Miteinander mit Menschen, mit denen ich „gute und böse Tage“ teilen darf und kann.

 

Was bedeutet Berufung für Sie persönlich?

Der zu werden, der ich als Geschöpf Gottes bin und mich als solcher in Kirche und Gesellschaft einbringen.

 

Was möchten Sie Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?

Was für mich selbst bis heute wichtig und tragend ist: Mit der Frage, was für mich der richtige Weg ist, das Gespräch und Beziehung mit anderen zu suchen. So finde ich Ermutigung und Weggefährten und ich lerne und übe, auch mit kritischen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang von innen und von außen melden, gut und konstruktiv umzugehen.

Außerdem und vor allem: Was mein Weg ist, erfahre ich nicht durch Grübeln, sondern im Gehen!

 

Lieber Pater Klaus-Ludger, herzlichen Dank für das Interview!

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