31.10.2024
Gemeinde- und Pastoralreferenten (m/w/d)

Im Gespräch mit Christina Schreiber

Der heutige monatliche Gebetstag um geistliche Berufungen trägt die Intention „Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten“. Diesen Tag haben wir als Anlass genommen, um mit Christina Schreiber zu sprechen.

Zu Beginn möchten wir dir gerne Christina Schreiber vorstellen. Sie ist 38 Jahre alt und Gemeindereferentin. Sie stammt aus Hünsborn im Sauerland. Sie ist verheiratet und wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Müsen im Siegerland.

 

Was hat Sie dazu bewegt, Gemeindereferentin zu werden?

Ich komme aus einer katholischen Familie im Sauerland. Allerdings einer, in der Kirche und Glaube stets freiwillig und als Angebot galten und keinerlei Zwang für mich waren. Ich mochte immer schon den Besuch von Gottesdiensten, die Gemeinschaft dort und hatte zum Glück auch eine Familie, die sich engagiert hat in der Gemeinde. Sie haben mir positiv vorgelebt, wie man Teil von Kirche sein kann, die lebendig und sozial ist.

Als es dann um meinen Berufswunsch ging, wusste ich immer, dass ich später etwas mit Menschen machen möchte, das abwechslungsreich ist und hatte zunächst an den Beruf der Sozialpädagogin gedacht.  Als ich dann eine Bescheinigung über mein kirchliches Engagement von meiner Heimatgemeinde brauchte, um mich für den Studiengang zu bewerben, kam der damalige Gemeindereferent auf mich zu und brachte den Beruf der Gemeindereferentin ganz neu ins Spiel. Ich tat das aber noch ab und hörte eher mit halbem Ohr zu. Später am Tag traf ich eine Nachbarin, die den gleichen Hinweis gab und dachte: „Das kann ja kein Zufall sein“. Gott bleibt hartnäckig und so habe ich mich am Ende dieses Tages online informiert und mich in Paderborn beworben. Als ich das Pauluskolleg kennenlernte, habe ich mich sofort wohl gefühlt und habe auch sehr gerne dort gelebt und studiert. Es war eine besondere und schöne Zeit.

 

Was war das Besondere an Ihrem Weg zur Gemeindereferentin?

Ich war nach einer Zeit als Au Pair in den USA zurück in Deutschland und kam jung zum Studieren nach Paderborn. Ich habe die Zeit dieser intensiven Gemeinschaft, bei der gemeinsam gelebt, gegessen, studiert und gefeiert wird, sehr genossen. Ich war noch sehr jung und frei und optimistisch. Ich habe damals schon gedacht, dass man viel mitgestalten kann, wenn man sich engagiert, und so lebe ich meinen Beruf auch bis heute. Ich liebe ihn sehr und wüsste auch keinen anderen vergleichbaren oder schöneren für mich. Ich bin froh, meine Berufung so leben zu können.

 

Sind Ihnen auf Ihrem Weg Herausforderungen begegnet?

Der Alltag als Gemeindereferentin ist oft eine Herausforderung. Kein Tag ist wie der andere. Es gibt sehr anstrengende Zeiten, bei denen man seine Arbeitszeiten nicht einhalten kann. Aber es gibt auch Zeiten, in denen weniger zu tun ist. Eine Herausforderung ist da ein gutes Zeitmanagement zu haben – gerade, wenn man eben auch noch Familie hat.

Ich glaube generell, dass sich Privatleben und Berufsleben in unserem Beruf nicht immer zu 100% trennen lassen, wir sind als Gemeindereferentinnen einfach auch Personen des öffentlichen Lebens. Ich kann einkaufen gehen und möchte nur eine Kleinigkeit besorgen und plötzlich schüttet mir jemand zwischen den Regalen sein Herz aus und weint, dann komme ich erst eine Stunde später nach Hause. Ich finde es dann wichtig, zu schauen, was gerade dran ist, und bei den Menschen zu sein. Zum Glück unterstützt mein Mann mich an der Stelle auch sehr. Ich bin oft in der Rolle der Seelsorgerin unterwegs und empfinde unseren Beruf als Geschenk und Herausforderung zugleich. Ich möchte ansprechbar sein, wenn die Menschen mich brauchen. Viele Menschen, mit denen ich beruflich zu tun habe, sind mir auch privat nahe, das finde ich schön und war für mich nie ein Problem.

Eine Herausforderung stellt natürlich auch das schlechte Image der Kirche dar. Ich liebe Gemeinschaft, Glaube und meine Kirche, aber ich kann auch verstehen, dass viele Menschen Verletzungen erfahren haben, die nie ganz heilen, und es beschämt mich dann auch, Teil eines Systems zu sein, dass diesen Missbrauch erst ermöglicht hat, indem wir manches nicht ausreichend in Frage gestellt haben. Trotz allem glaube ich aber, dass es keine Lösung ist, die Kirche zu verlassen, ich möchte sie weiter mitgestalten und verbessern und ich gebe die Hoffnung nicht auf. Eine aktuelle Herausforderung, die mich sehr begeistert, ist auf jeden Fall, dass wir in unserem Bistum neue Leitungsmodelle zulassen. Ich glaube, das ist der einzige Weg in die Zukunft, und ich freue mich, dass sich gerade Laien mehr mit ihren Berufungen und Gaben dort einbringen können.

 

An welchen Orten und wie tanken Sie neue Kraft?

Generell bin ich gerne in Bildungshäusern und Klöstern zu Gast, an denen ich mich in einen vorgegebenen Tagesablauf einfügen kann und für einen „Rahmen“ gesorgt ist. Ich liebe das Haus Werdenfels nahe Regensburg, was für mich nach meiner Ausbildung zur Gestaltpädagogin ein totaler Seelenort geworden ist und wo ich immer wieder gerne bin. Im Alltag tanke ich Kraft in der Natur, bei Treffen mit Freunden und Familie und ich versuche morgens vor allen anderen wach zu sein, um eine stille Zeit für mich alleine zu finden. Außerdem ist mein Herzensprojekt, der JesusWEG in unserem Pastoralverbund, ein Ort zum Kraft tanken. Er hat uns viel Zeit, Geld, Kraft und Engagement gekostet, aber es berührt mich, wie gut der Weg genutzt wird und ich stelle mir selber auch immer wieder dort die Frage: Wo bin ich ganz Ohr für Gottes Stimme in meinem Leben? Diese Zeit der Begegnung mit Menschen, Natur und Gott lässt mich im Alltag auch auftanken.

 

Was bedeutet Berufung für Sie persönlich?

Berufung bedeutet für mich, dass Gott mich mit besonderen Gaben oder Charismen bedacht hat, die ich in meinem Beruf (aus)leben kann. Mir ist es zum Beispiel schon immer sehr leicht gefallen, offen auf neue Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Außerdem kann ich viel Kraft mobilisieren, wenn ich für eine Sache brenne und andere damit auch anstecken. Ich glaube, dass ich es außerdem schaffe, Menschen für den Glauben zu begeistern und auch die Frohe Botschaft dabei im Fokus stehen kann. Wichtig ist für mich aber auch, dass Berufungen sehr persönlich sind und man sie niemandem aufgrund seines Geschlechtes oder seiner sexuellen Orientierung absprechen darf. Ich würde mir wünschen, dass wir in unserer Kirche immer mehr dazu kommen, uns alle als „Arbeiter im Weinberg“ zu sehen, bei denen es egal ist, wer welche Position bekleidet, solange wir alle für das Reich Gottes Gutes entstehen lassen.

 

Was möchten Sie Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?

Dass es so unendlich viele Berufungen gibt und dass man sich nicht abschrecken lassen darf, dafür zu kämpfen, seine eigene leben zu können. Vieles an unserer Kirche scheint zunächst starr und für manche auch veraltet. Aber man kann nur von Innen mitverändern und mitgestalten. Ich glaube, dass bei uns ganz viel im Wachsen ist und dass wir diesen Prozess mitgestalten können. Die Zukunft der Kirche steht so offen wie nie, ich bin davon überzeugt, dass wir eine besondere Zeit mitgestalten können, wenn wir uns mit unseren Berufungen einbringen.

 

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