02.11.2023
monatliche Gebetstage um geistliche Berufungen

Im Gespräch mit Pilgerin Sophia

Der heutige monatliche Gebetstag um geistliche Berufungen trägt die Intention "Pilgernde". Diesen Tag haben wir als Anlass genommen, um mit Pilgerin Sophia Spieth zu sprechen.

Zu Beginn möchten wir dir Sophia Spieth vorstellen. Sophia ist 23 Jahre alt und studiert derzeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum den Magister Theologiae im achten Semester. Zuvor hat sie an der Katholischen Hochschule in Paderborn ihren Bachelor in Angewandte Theologie abgeschlossen und ist von Paderborn nach Bochum gezogen. Ihre Heimat liegt zwischen dem Ruhrgebiet und dem Sauerland, in der Gemeinde Wickede (Ruhr), in der sie aufgewachsen ist.
In diesem Jahr war Sophia als Pilgerin auf dem Jakobsweg, dem Camino Portugés de la Costa, von Porto (Portugal) nach Santiago de Compostela (Spanien) unterwegs. Dabei ist sie 13 Tage gelaufen und hat ungefähr 280km hinter sich gebracht.

Sophia, was hat dich dazu bewegt pilgern zu gehen?

Ein wenig klischeehaft kam der Gedanke und der Wunsch einmal den Jakobsweg zu laufen daher, dass ich in meiner Jugendzeit das Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling gelesen und mir später den gleichnamigen Film angeschaut habe. Sowohl das Buch als auch der Film haben mich sehr bewegt, da mich die Begegnungen und die Beschreibungen der Umgebung vor Ort sehr beeindruckt haben. Dabei von den Lebensgeschichten der pilgernden Menschen zu hören, hat mich sehr fasziniert, sodass ich mich immer mehr mit dem Jakobsweg auseinandergesetzt habe. Bereits zu Beginn meines Studiums habe ich eine Kommilitonin kennengelernt, die unmittelbar nach dem Abitur einen Teil des Jakobswegs von Frankreich nach Santiago de Compostela gelaufen ist. Auch sie beschrieb ähnliche Eindrücke und in mir wuchs immer mehr der eigene Wunsch, mich auch selbst einmal als Pilgerin auf den Weg zu machen. Ich schloss mein Bachelorstudium ab und begann in Bochum zu studieren. Der Wunsch zu pilgern war weiterhin vorhanden und nun ergab es sich, dass ich auch die Zeit dafür hatte. Außerdem wurde es Zeit! Ich hatte und habe derzeit einige Entscheidungen für meine persönliche und auch berufliche Zukunft zu treffen, wobei es im Alltagsstress schwierig ist, Zeit und Ruhe zu finden, um ausreichend darüber nachzudenken. Außerdem wollte ich mir nach dem Studium in Paderborn und zu Beginn des Studiums in Bochum bewusst Zeit für mich nehmen, mich noch einmal neu kennenzulernen, aber auch in den Kontakt mit anderen Menschen zu treten, neue Umgebungen zu entdecken sowie in meinem eigenen Glauben zu wachsen.

Sophia Spieth als Pilgerin auf dem Jakobsweg

Was war das Besondere auf deinem Pilgerweg?

Der Pilgerweg war für mich eine sehr intensive, aber auch anstrengende Erfahrung, die für mich unbeschreiblich ist und die ich nie wieder in meinem Leben vergessen werde. Es war für mich zunächst eine neue Erfahrung, Spanien und Portugal zu durchreisen, weil mir beide Länder doch noch sehr fremd waren. Dort aber nicht nur an den typischen „Touristen-Hotspots“ zu sein, sondern auch die Natur und kleinere Orte sowie Dörfer zu durchreisen, fand ich sehr schön. Dabei sind mir insbesondere die Menschen im Gedächtnis geblieben, die dort leben. Sie haben uns Pilger*innen immer wieder motiviert, indem sie aus ihren Häusern herausgekommen sind, uns Essen und Trinken gegeben haben oder aber mit dem Auto stehen blieben, die Fensterscheibe hinunterdrehten und uns „Buen Camino“ zuriefen. „Buen Camino“ (guter Weg) wurde uns aber nicht nur zugerufen, sondern war die Begrüßungsform der Pilger*innen untereinander und war auch meist das Ende eines Gesprächs mit einer Wegbegleiterin oder einem Wegbegleiter. Diese Gespräche und die Begegnungen waren etwas sehr Besonderes für mich. Dabei habe ich sehr viel gelernt, was ich zu tun habe, wenn mir beispielsweise meine Füße schmerzen oder ich aber das Gefühl habe, nicht mehr weiterlaufen zu können. Außerdem habe ich sehr viele Lebensgeschichten gehört. Beispielsweise von einer Frau, die noch bis zu Beginn des Jahres im Rollstuhl saß sowie von einem Mann, der seit Juli dieses Jahres von seiner Krebskrankheit befreit ist. Ferner zeigten mir ebendiese Gespräche und auch die Erfahrung, mit einem Rucksack unterwegs zu sein, in dem alle Dinge vorhanden sind, die ich brauchte, worauf es im Leben eben nicht ankommt: Materialismus und Konsum. Ferner hat sich unsere kleine Gruppe zweier junger Frauen auf dem Weg weiter ausgeweitet. So haben wir in den ersten Tagen schon Pilger*innen kennengelernt, mit denen wir eine kürzere oder längere Zeit zusammen gelaufen sind und die wir meistens einige Tage später wiedergetroffen haben. Spätestens in Santiago de Compostela war es wieder so weit, dass wir uns alle vor der Kathedrale wiedersahen. Es war ein besonderes Gefühl, den Weg unabhängig voneinander aber doch gemeinsam gelaufen zu sein und sich dann am verbindenden Ziel wiedergetroffen zu haben.

Sind dir auf deinem Weg Herausforderungen begegnet?

Sophia Spieth als Pilgerin auf dem Jakobsweg

Auf meinem Pilgerweg sind mir einige Herausforderungen begegnet. So muss ich im Nachhinein zugeben, dass ich die 280 km doch zunächst unterschätzt habe und sich die Kilometer doch recht schnell an meinem Körper bemerkbar machten. So taten mir meine Beine und Füße weh, jedoch ausschließlich muskulär. Wie ich von anderen Pilger*innen gehört habe, hatte ich in jedem Fall Glück, da ich bis auf zwei Blasen an den Füßen blasenfrei durch meine Pilgerreise gekommen bin. Außerdem machten mir zunächst die vielen Höhenmeter in Spanien zu schaffen, jedoch habe ich von einigen Pilger*innen Tipps bekommen, wie ich ebendiese Höhenmeter besser meistern konnte. Außerdem machten mir in den ersten Tagen besonders jene Tage zu schaffen, an denen wir sehr viele Kilometer gelaufen sind, um schnellstmöglich an unsere Ziele zu gelangen und noch ein Bett zu bekommen. Dies stellte eine weitere Herausforderung dar, da manche kleinen Orte nicht genügend Herbergen und damit auch Betten zur Verfügung hatten. Jedoch hatten sich in solchen Situationen mit anderen Pilger*innen auch andere Möglichkeiten ergeben, um anderweitig zu schlafen.

An welchen Orten oder wie tankst du neue Kraft?

Orte, an denen ich in meinem Alltag Kraft tanke, sind besonders durch die Natur und auch durch Dinge geprägt, die mich glücklich machen und erfüllen. So tanke ich gerne Kraft im Westpark in Bochum, der nicht weit von meiner Wohnung entfernt ist, oder aber auf dem Balkon meiner Wohnung. Außerdem sind Orte der Kraft für mich die Studierendenkirche der Ruhr-Universität oder aber die Jugendbildungsstätte St. Altfrid des Bistums Essen, in der ich als Teamerin für Tage religiöser Orientierung oder erlebnispädagogische Kurse tätig bin. Ein weiterer Kraftort ist für mich das Fußballstadion, in welches ich seit 13 Jahren regelmäßig mit meinem Vater fahre, um unsere Lieblingsmannschaft zu unterstützen.

Was bedeutet Berufung für dich persönlich?

Sophia Spieth als Pilgerin auf dem Jakobsweg

Berufung bedeutet für mich persönlich, meine eigenen Charismen einzusetzen und entsprechend auszuleben. Dies bedeutet für mich einen hohen Akt eigener Reflexionsprozesse, um meine Berufung benennen und definieren zu können. So dauert dieser Prozess das gesamte Leben an und kann auch anstrengend sein. Meine Berufung sehe ich als ein Geschenk Gottes an und versuche, ebendiese in meiner eigenen Spiritualität zu finden. Dies geschieht für mich insbesondere in Momenten der Stille, wenn ich spazieren gehe und so auch auf dem Jakobsweg.

Was möchtest du Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?

Ich wünsche allen, die den Wunsch verspüren, ihre eigene Berufung auszuleben, viel Mut dies zu tun. Auch, wenn es vielleicht einige Anstrengungen und Veränderungen mit sich bringen kann, möchte ich dazu ermutigen, der eigenen Berufung individuell nachzuspüren und nachzugehen, auch wenn es dann für eine kurze Zeit heißen könnte „Ich bin dann mal weg“.

 

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