01.08.2024
monatliche Gebetstage um geistliche Berufungen

Im Gespräch mit Renate Tewes

Der heutige monatliche Gebetstag um geistliche Berufungen trägt die Intention "Neue geistliche Gemeinschaften“. Diesen Tag haben wir als Anlass genommen, um mit Renate Tewes, Mitglied der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL), zu sprechen.

Zu Beginn möchten wir dir Renate Tewes vorstellen. Sie ist 1953 in Warendorf im Münsterland geboren und ledig. Studiert hat sie Biologie und Mathematik für das Lehramt an Gymnasien. Nach der Referendarzeit in Hamm ist sie schließlich nach Neheim-Hüsten/Arnsberg ans Franz-Stock-Gymnasium gekommen und hat dort bis zu ihrem Ruhestand als Lehrerin und Beratungslehrerin gearbeitet. Seit 2018 ist Renate Tewes im Ruhestand.

Sie sind Teil der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). Können Sie diese kurz beschreiben?

Die GCL, Gemeinschaft Christlichen Lebens, ist eine weltweite geistliche Gemeinschaft, die sich an der Spiritualität des Ignatius von Loyola orientiert. Die GCL hat ihre Wurzeln in der frühen Zeit der Jesuiten, als Laien den Wunsch hatten, ebenso wie die Gefährten des Ignatius von Loyola aus der Spiritualität der Exerzitien zu leben, so wie sie Ignatius von Loyola durch seine Erfahrungen im geistlichen Leben entdeckt und überliefert hat, im sogenannten Exerzitienbuch. Zunächst nannte sich diese Gemeinschaft Marianische Congregation (MC), die im Jahre 1563 vom Jesuiten Jean Leunis SJ ins Leben gerufen wurde. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam es weltweit zu einer Erneuerung, fußend auf den Wurzeln der Exerzitien nach Ignatius von Loyola und damit auch zur neuen Namensgebung, Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). Heute ist die GCL in vielen Ländern in allen Kontinenten vertreten. In Deutschland wird die GCL durch das nationale Delegiertentreffen bestimmt, zu dem alle Diözesan- bzw. Regionalgemeinschaften Delegierte entsenden. Das Delegiertentreffen wählt den Nationalvorstand in Deutschland. Das nationale Sekretariat ist in Augsburg, in den Diözesen und Regionen gibt es jeweils Leitungsteams und Ansprechpersonen.

Die Mitglieder der GCL gestalten ihr Leben aus den Exerzitien, die in unterschiedlichen Formen angeboten und wahrgenommen werden, z.B. Einzelexerzitien, Exerzitien im Alltag, Kurzexerzitien, Wanderexerzitien, Exerzitien auf der Straße. Gemeinschaftlich kommen wir regelmäßig in festen Gruppen zusammen, die miteinander Leben und Glauben teilen. Weiterhin gibt es Angebote zum Kennenlernen und zur Vertiefung der Spiritualität, Austauschtreffen für verschiedene Berufsgruppen und Weiterbildungskurse sowie schriftliche und digitale Informationen und Online-Angebote, die auf der Homepage zu finden sind.

In unserer Gemeinschaft ist es uns wichtig, aus unserer persönlichen Spiritualität heraus uns gemeinsam für aktuelle Anliegen unserer Kirche und Gesellschaft zu engagieren, z.B. für Familien, junge Menschen, Begleitung in allen Altersgruppen und in der Verantwortung für Ökologie und Gesellschaft.

Was hat Sie dazu bewegt, Teil der GCL zu werden?

Schon in meiner Kindheit und Jugend hatte ich gute Kontakte zu meiner Heimatgemeinde und war in der Jugendarbeit engagiert. Darüber kam ich nach Taizé und lernte dort vertieft persönliches Beten und Austausch über den Glauben kennen. Die ökumenische und weltweite Sicht von Kirche hat mich sehr geprägt. Für mich war die Entdeckung des Betens in der Stille besonders wichtig. Es folgten in der Studentenzeit Angebote in der Studentengemeinde in Münster. Ich blieb weiter auf der Suche nach Vertiefungsangeboten, so stieß ich nach einigen Jahren beim Katholikentag in München auf die GCL, die ich dann durch Exerzitien näher kennen lernte. Das Angebot von persönlicher geistlicher Begleitung im Alltag und die Möglichkeit, in Gruppen Leben und Glauben zu teilen, kamen hinzu. Wenn ich heute darauf zurückschaue, denke ich, liegen meine Wurzeln schon in der Jugendarbeit, bei der ich an einer guten Gruppenleiterschulung des BDKJ im Münsterland teilnehme konnte. In der GCL setzte sich diese Erfahrung fort durch das Angebot einer Fortbildung in Begleitung von Geistlichen Gruppen und Gemeinschaften, die über zwei Jahre ging.

Was war das Besondere an Ihrem Weg in die Gemeinschaft?

Die Gestaltung des Lebens aus der Spiritualität der Exerzitien hat das fortgesetzt, was ich schon in jungen Jahren in Ansätzen in meiner Heimatgemeinde und im Religionsunterricht erfahren hatte, Leben aus dem Gebet und Teilen des Glaubens in Gemeinschaft. Weiterhin waren Menschen für mich entscheidend, die bei mir die Sehnsucht nach einem vertiefen geistlichen Leben weckten. Wichtig wurde für mich in der GCL auch das Element der regelmäßigen geistlichen Begleitung, bei der dann das in den Exerzitien Gewachsene weitergeführt werden konnte. Ich lernte vertiefter Wege zum persönlichen Beten kennen und Methoden, geistliche Erfahrungen in Gesprächen in Gruppen zu teilen. Angezogen hat mich auch, wie das geistliche Leben mit meinem Leben im Alltag in Verbindung steht. In der ignatianischen Spiritualität spielt die Unterscheidung der Geister eine wichtige Rolle. Realitäten in den Blick nehmen, innere und äußere Bewegungen wahrnehmen, unterscheiden und entscheiden, in Gesprächen und Gebet können so weitere Klarheiten gesucht und gefunden werden. So konnte ich mehr und mehr entdecken, worin meine Berufung besteht, in meinem Beruf und in meinem Leben in der Gemeinschaft der GCL, die sich in meiner örtlichen Gruppe, in den regionalen Begegnungen und Treffen auf nationaler Ebene konkretisierte. Auch Begegnungen mit der GCL in den Philippinen und auf Malta waren bereichernd.

Sind Ihnen auf Ihrem Weg Herausforderungen begegnet?

Der Weg der Exerzitien ist immer eine Herausforderung, die Zeiten des Schweigens, des Betens, des ins Gespräch Bringens in den Exerzitienzeiten und auch der Weg zurück in den Alltag, in dem das in den Exerzitien Entdeckte in das tägliche Leben wirken kann.

Herausfordernd ist auch, dass wir Mitglieder der GCL oft weit voneinander entfernt leben. Die Treffen in der größeren Gemeinschaft fördern das Miteinander und in den letzten Jahren haben wir durch die Coronazeit auch digitale Treffen zu nutzen gelernt. So können wir auch über Distanzen in Verbindung bleiben. Bereichernd und herausfordernd waren für mich auch die Mitarbeit im Team der GCL Regionalgemeinschaft Essen, Münster, Paderborn und im Nationalvorstand der GCL.

An welchen Orten und wie tanken Sie neue Kraft?

Neue Kraft kann ich in Exerzitien tanken, in der Gemeinschaft der Gruppe und auch bei Treffen und Fortbildungen der größeren Gemeinschaft. Die gemeinsamen Wurzeln in der ignatianischen Spiritualität helfen sehr, sich gegenseitig zu öffnen und einander zu verstehen.

Die Feier von Gottesdiensten in meiner Gemeinschaft und auch in meiner Pfarrei sind für mich Orte, an denen ich zusammen mit anderen den Glauben leben und feiern kann.

Zeit in der Natur zu verbringen, ist immer wieder für mich schön und erholsam, gerne mache ich z.B. kürzere und auch längere Fahrradtouren.

Was bedeutet Berufung für Sie persönlich?

Berufung bedeutet für mich persönlich, mein Leben im Glauben durch persönliches Beten und Teilen des Glaubens mit anderen zu gestalten.

In meinem Berufsleben habe ich mit vielen Menschen, Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen mein Leben geteilt. Im Ruhestand erlebe ich weiterhin das Miteinander mit anderen in meiner geistlichen Gemeinschaft der GCL und in meiner Pfarrei, in der ich mich ehrenamtlich einbringe.

Der Schwerpunkt meiner Dienste liegt durch meinen Werdegang in Jugendarbeit und GCL, in der Begleitung und Leitung von Gemeinschaften im Leben und im Glauben. In der Schule war das z.B. die Begleitung meiner Klasse, nun ist es meine GCL-Regionalgemeinschaft Essen, Münster, Paderborn, die Starthilfe und Begleitung von GCL-Gruppen und zur Zeit der Pfarrgemeinderat, in dem ich gerade die Vorsitzende bin.

Bei allen Aufgaben hilft mir meine Orientierung in Beziehung zum Herrn, mit dem ich durch tägliche persönliche Gebetszeiten Kraft und Orientierung finde. Reflektieren kann ich die erlebten Dinge im Austausch in meiner Gruppe, in der regelmäßigen Geistlichen Begleitung, in Gesprächen mit Freund/innen und in den jährlichen Exerzitien. Auch bei den Radtouren kann mein Kopf frei werden und können meine Gedanken sich sortieren.

Zu dem Engagement in unserer Gemeinschaft gehört u.a. auch unsere Mitverantwortung für ökologische und gesellschaftliche Themen unserer Zeit. Die Gestaltung eines nachhaltigen Lebensstils und die Unterstützung von Initiativen für Frieden und Gerechtigkeit sind uns wichtig. Die Themen des Synodalen Weges in der Kirche und die Ökumene gehören ebenso zu unseren Anliegen.

Was möchten Sie Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?

Ich denke, sie sollten ihre Sehnsucht wahrnehmen und ihr folgen. Dabei helfen Gespräche mit Menschen, die eine ähnliche Sehnsucht haben und die Erfahrungen auf dem Weg des Glaubens haben. Es ist gut, das eine oder andere auszuprobieren, um zu schauen, welche geistliche Richtung und Ausprägung zu einem passt. Einerseits ist die Entdeckung der Stille, des Gebets, der Meditation spannend, aber auch das Teilen in Gruppen- oder Einzelgesprächen.

Es hilft, einfach Ausschau zu halten, mit anderen Menschen zu teilen und schließlich gibt es in Literatur, Zeitschriften und im Internet auch manchmal einige Ankerpunkte, die auf einige Möglichkeiten hinweisen können.

 

Mehr zum Thema „Geistliche Gemeinschaften“ findest du  hier.

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