04.07.2024
monatliche Gebetstage um geistliche Berufungen

Im Gespräch mit Diakon Heinz-Jürgen Nolde

Der heutige monatliche Gebetstag um geistliche Berufungen trägt die Intenti-on "Diakone“. Diesen Tag haben wir als Anlass genommen, um mit Diakon Nolde zu sprechen.

Zu Beginn möchten wir dir Heinz-Jürgen Nolde vorstellen. Er ist 57 Jahre alt, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter, die in Paderborn Theologie studiert. Gebürtig ist er aus Castrop-Rauxel und dort wohnt er auch. Als Diakon ist er in der Pfarrei Corpus Christi tätig und zwar in allen angehörigen dazugehörigen vier Gemeinden. Im Hauptberuf ist er Kommunalbeamter. Seit 2018 ist er eingesetzt als Sachgebietsleiter Verwaltung bei der Feuerwehr in Castrop-Rauxel. Davor war Heinz-Jürgen Nolde Standesbeamter. Sein jetziger Bereichsleiter hat ihn aber nicht nur als Verwaltungsmitarbeiter, sondern auch als Seelsorger zur die Feuerwache geholt. Im Rahmen seiner Ausbildung hat er ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW mit dem Abschluss Diplom-Verwaltungswirt (FH) absolviert. Im Rahmen seines Diakonats hat er seine theologischen Kenntnisse durch die Absolvierung des Grund- und Aufbaukurses über die Domschule Würzburg erlangt.

 

Was hat Sie dazu bewegt, Ständiger Diakon zu werden?

Eigentlich war es mein innerer Wunsch, Priester zu werden, aber auf der Romfahrt zur Seligsprechung Adolph Kolpings 1991 habe ich meine Frau kennengelernt. Damit war – vorerst – nichts mit dem Priestertum, aber vielleicht klappt es ja doch noch in den nächsten Jahren als vir probatus.

Der Ruf war aber immer noch da. Da ich verheiratet war, „blieb ja nur noch“ der Ständige Diakonat, den ich nach zwei vergeblichen Versuchen dann auch am 14. März 2009 erreicht hatte.

 

Was war das Besondere an Ihrem Weg zum Ständigen Diakon?

Das Besondere waren eigentlich die zwei vergeblichen Versuche. Beim ersten Mal stand ich kurz vor der ersten Prüfung des Fernkurses. Die Prüfung hatte ich verschoben, weil die Geburt unserer Tochter kurz bevorstand. Dann habe ich mich aber eher auf die Familie konzentriert bzw. versucht, das Leben neu zu koordinieren. Der zweite Versuch scheiterte, weil ich versuchte, mit den alten Lehrbriefen zu arbeiten, was einfach nicht funktionierte. Als dann ein guter alter Bekannter aus meiner Heimatgemeinde Diakon wurde, hab ich, nach Rücksprache mit meiner Frau, den neuen Anlauf gewagt und auch hinbekommen.

 

Sind Ihnen auf Ihrem Weg Herausforderungen begegnet?

Ja, definitiv. Eine Herausforderung war das Lernen. Da meine Tochter mittlerweile größer war, nahm sie die notwendige Rücksicht, wenn ich mich mit meinen Lehrbriefen beschäftigte, aber es war schwierig, das zu behalten, was in den Briefen stand, aber es muss doch so viel hängen geblieben sein, dass ich die Prüfungen problemlos und verhältnismäßig gut bewältigt habe.

Die zweite Herausforderung war der dreijährige Besuch des Diakonatskreises. Es war für mich, als Kind des Ruhrgebietes mit einer etwas anderen Einstellung zum Glauben, zur Religion und zu Gott, schon eine wirkliche Herausforderung, dort zu bestehen. Ich wurde auch schonmal aus dem Kreis der Diakonandi gefragt, ob ich eigentlich noch katholisch sei. Unser Mentor und der seiner Zeit erzbischöfliche Beauftragte hatten aber daran keine Zweifel.

Die allergrößte Herausforderung hatte ich während der Weihe-Exerzitien. Es kamen unwahrscheinlich riesige Zweifel an der Richtigkeit meiner Entscheidung auf. Dafür sind aber diese Exerzitien da, um mit diesen Zweifeln fertig zu werden oder aber den Weg spätestens hier abzubrechen. Aber nach einer längeren Rücksprache mit Gott waren die Zweifel ausgeräumt.

 

An welchen Orten und wie tanken Sie neue Kraft?

Es gibt für mich vier Möglichkeiten neue Kraft zu tanken:

Der wichtigste Ort ist mein zu Hause, die gemeinsame Zeit mit meiner Frau und, wenn sie da ist, mit unserer Tochter. Es sind die beiden Personen, die mir immer wieder Kraft und Lebensfreude geben. Da reicht schon alleine die Anwesenheit von Ehefrau und Tochter.

Der zweite Ort ist Lourdes. Ich behaupte immer, dass hier meine Seele zu Hause ist. Seit 2013 fahre oder fliege ich jedes Jahr mit den Maltesern an diesen außergewöhnlichen Ort. Seit 2014 begleitet mich meine Tochter und das ist etwas ganz Besonderes für mich, für uns. In Lourdes kann ich zur Ruhe kommen. In Lourdes fühle ich mich einfach geborgen, trotz des ganzen Rummels.

Der dritte Ort ist die Nordsee, manchmal auch die Ostsee. Hier ist mein Herz zu Hause. Wenn wir dort Urlaub machen – eigentlich jedes Jahr – kann ich entspannen und neue Kraft tanken. Es reicht dazu, einfach auf der Ufer-Promenade zu sitzen und stundenlang dem Meer zuzuschauen.

Der vierte Ort ist das Haus Maria Immaculata in Paderborn. Wenn die Diakon-Exerzitien dort angeboten werden, fahre ich sehr gerne mit einem ganz bestimmten meiner Mitbrüder dorthin. Ich habe feststellen müssen, dass eigentlich nur dort die notwendige Ruhe und Zufriedenheit in mir einkehrt. Andere Angebote sind für mich leider keine „Ruheorte“.

 

Was bedeutet Berufung für Sie persönlich?

Entgegen meiner ersten Erwartung musste ich feststellen, dass sich meine Berufung nicht auf die Arbeit in der Gemeinde, bei der Jugend oder bei den alten und kranken Menschen bezieht. Sie liegt definitiv in der Kategorial-Seelsorge. Seit 2013 bin ich Ortsseelsorger der Malteser in der Untergliederung Emscher-Ruhr mit dem Sitz in Castrop-Rauxel. Aus dieser Funktion heraus bin ich mittlerweile so etwas wie ein „Wallfahrtsdiakon“ geworden, eben durch die jährlichen Malteser-Pilgerfahrten nach Lourdes und Werl. Zudem bin ich Fachberater Seelsorge der Feuerwehr und Feuerwehrseelsorger. Gerade bei der Feuerwehr werde ich gebraucht und wird mein Zuhören geschätzt. Das ist meine wahre Berufung und hier fühle ich mich wohl. Für meine Feuerwehrkameraden und -kameradinnen da zu sein und auch dementsprechend angenommen und geschätzt zu werden, bedeutet für mich Berufung.

 

Was möchten Sie Personen mitgeben, die den Wunsch verspüren, ihre Berufung intensiver zu leben?

Das Wesentliche ist es, auf den Ruf zu hören und noch wichtiger ist es, ihn zu verstehen. Wenn man diesen Ruf verstanden hat, dann sollte man auch nicht zögern, den ersten Schritt zu unternehmen. Man kann den Ruf ja nur selber hören, niemand anderes kann es oder kann beurteilen, ob man berufen ist. Geh deinen Weg, aber geh ihn auch! Lass dich von niemanden entmutigen und lass dir nicht in deinen Weg „hineinquatschen“. Wenn man nicht weiß, was man machen soll, gibt es in Paderborn diverse Stellen und Personen, die einem helfen, den Weg auch zu finden und mit der notwendigen Unterstützung zu gehen. Habt den Mut, euch dort ggf. Hilfe zu holen. Es sind alles sehr nette Menschen, die gerne Unterstützung geben.

 

Mehr zum Thema „Ständiger Diakon im Erzbistum Paderborn“ findest du  hier.

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